Die düstere Atmosphäre in Frankenstein, inspiriert von nebligen Landschaften und stürmischen Nächten in der Schweiz, welche die Autorin Mary Shelley so erlebt hat, zieht einen schnell in den Bann. Doch während die Geschichte ikonische Motive geschaffen hat, kann sich die Erzählung stellenweise in ihrer Länge verlieren.
Victor Frankenstein, der scheinbare Genie-Wissenschaftler, ist als Protagonist schwer greifbar – getrieben von Ehrgeiz und Selbstmitleid, aber kaum von echter Verantwortung. Überraschenderweise wächst die grössere Sympathie für seine Kreatur, die zwar erschaffen, aber nie wirklich akzeptiert wird. Ihr Leid ist greifbar, ihr Wunsch nach Zugehörigkeit tragisch und ihr letztendlicher Zorn verständlicher, als man zugeben möchte.
Die existenziellen Fragen über Schöpfung, Verantwortung und Ausgrenzung machen jedoch Frankenstein auch heute noch relevant. Ein Buch, das man für seine Atmosphäre und Ideen schätzt – selbst wenn es sich manchmal etwas zieht.