Auf dem ersten Blick hätte ich niemals gesagt, dass es sich um eine Adaptation von Alice im Wunderland handeln würde. Auch der Titel verrät nicht das geringste. Mich hat das Cover dennoch hingerissen, mir das Buch näher anzusehen. Und als ich begriff, was mich mehr oder weniger erwarten würde, musste ich es mir kaufen. Alice als Punk, ist das zu fassen? Allerdings blieb dieses Buch etwas länger auf meinem Sub, da ich noch nicht bereit war, mir Wunderland anders vorzustellen. Nun, jetzt war ich bereit und freute mich auf das etwas andere Wunderland.
Alice lebt zusammen mit ihrem Vater in London. Dieser scheint jedoch nicht ganz bei Verstand zu sein, denn er vermisst ihre Mutter. Sie denkt, dass ihre Mutter sie beide einfach verlassen hat und seitdem behütet er zwar seine Tochter, aber lässt keine Nähe zu. Nicht oft jedenfalls. Alice hingegen will nicht wie jede sein und kleidet sich sehr auffällig. Sie wurde zum Punk. Gemeinsam mit ihren beiden Freundinnen wollen sie auch diese Nacht durch London streifen und einen angesagten Club besuchen. Dort verliert sie ihre Freundinnen plötzlich, sieht aber per Zufall ein weisses Kaninchen. Ist er etwa aus Metall? So neugierig wie sie ist, folgt sie ihm, bis sie im Park landen und sie ihn dort vor einem Bau findet. Natürlich huscht er durch, doch Alice ist nicht so doof. Doch sie rutscht blöderweise aus und fällt in den Bau, und erwacht in einer neuen Welt. Sie merkt schnell, dass es sich sehr von ihrer Welt unterschied. Denn alles scheint aus Metall zu sein, Tiere bestehen aus Schrauben, Müttern, Zahnräder… Die Bäume sind aus Kupfer und es riecht nach Öl. Was ist das nur für ein Ort? Dann taucht auch noch plötzlich ein Grinsen auf, mit zwei blauen Augen: eine Katze. Sie will Alice zu Elric führen, damit er sie nach Hause bringt. Doch so leicht lässt Wunderland Alice nicht gehen.
Auf dieser Geschichte war ich echt gespannt. Ich konnte es allerdings erst lesen, nachdem ich das “Original” ausgeblendet habe und alle Farben aus meinem Kopf ausradiert habe. Mit der Alice bin ich aber kein bisschen warm geworden. Ihre Gedanken waren für mich eher nervig und oft nicht nachvollziehbar. Elric fand ich sehr mysteriös und zu Beginn etwas überheblich. Mit der Zeit begann ich ihn jedoch mehr und mehr zu mögen, auch Grinser. Bei einigen Szenen jedoch hatte ich Schwierigkeiten es mir genau vorzustellen, was da eigentlich abgeht. Wahrscheinlich, weil mich Alice mal wieder genervt hat. Das Wunderland selber fand ich hingegen faszinierend. Ja gut, ich würde jetzt nicht dort leben wollen wegen dem Kupfer- und Ölgeruch, und das andauernde Ticken der Uhren, aber es passte zu der Geschichte. Da hat sich die Autorin was ziemlich ausgefallenes ausgedacht. Am meisten war ich auf die Herzkönigin gespannt. Was würde wohl passieren, wenn die beiden aufeinander trafen? Gegen Ende geschah dann alles viel zu schnell für meinen Geschmack. Die Annäherungen zwischen Alice und Elric, als auch die “Rettung” selbst. Es hatte absolut keine Tiefe, nur die Handlung war Präsent. Das fand ich schon enttäuschend, denn an sich hat mir die Geschichte ziemlich gut gefallen. Da wäre es nicht schlecht gewesen, wenn einige Szenarien mehr Tiefe bekommen hätten, damit es auch besser gewirkt hätte. Vielleicht hätte ich auch Alice mehr gemocht, wer weiss? Aber im Grunde eine etwas andere Geschichte über Alice im Wunderland, mit einem winzigen Gruselfaktor (tickende Uhren anstatt Herzen). Das hat mir schon ein wenig Gänsehaut beschert.
Maja Köllinger hat ja eine Kurzgeschichte von der Herzkönigin geschrieben. Dies hat mich schlussendlich dazu veranlasst, endlich Madness zu lesen. Aber ist ER tatsächlich der, den wir in der Kurzgeschichte nur ganz kurz kennengelernt haben? Das würde mich gewaltig interessieren grins