Rezension The North Wind: Reich aus Eis und Schatten von Alexandria Warwick |Band 1| Ars Edition| Erschienen am 27.01.2025 | 3.5 Sterne
Als Wren sich für ihre Schwester opfert und den gefücherteten Frostkönig Boreas an ihrer Stelle heiratet, rechnet sie damit, dass ihr Leben nun verwirkt ist. Das Anwesen ihres Ehemannes wirkt abweisend und düster, die Bediensteten eingeschüchtert. Doch so leicht lässt Wren sich nicht klein kriegen. Mit ihrer sturen und selbstbewussten Art bringt sie nicht nur neuen Wind in das Anwesen, sondern scheint sich auch nach und nach in das Herz des Frostkönigs zu schleichen. Doch schon bald müssen sich Wren und Boreas noch ganz anderen Bedrohungen stellen…
Ich habe mich sehr auf diese Adaption inspiriert von “Die Schöne und das Biest” gefreut, gerade auch weil es oft mit “Das Reich der sieben Höfe” verglichen wird. Die Grundidee von Alexandria Warwick hat mir gut gefallen, allerdings kam in meinen Augen das Worldbuilding durchgehend zu kurz. Die sogenannten Dunkelgänger spielen eine Rolle, bleiben jedoch sehr schwammig, wie auch andere Mechaniken dieser neuen Welt. Bestimmt bieten die Folgebände noch mehr Einblick, allerdings hat mir im ersten Band bereits die Tiefe gefehlt, um richtig eintauchen zu können.
Handlungstechnisch passiert anfangs ganz viel, danach geht es nur im Schrittempo voran. Es liegt viel Fokus auf der Beziehung zwischen Boreas und Wren und auch deren Charakterentwicklung. Mit der Zeit habe ich dies zu schätzen gelernt, aber insgesamt konnte dies leider nicht über gewissen Längen hinwegtäuschen.
Wren ist eine sture Protagonistin, die gerade am anfangs einige sehr unüberlegte und fast schon kindische Entscheidungen trifft. Auch ihr Umgang mit Alkohol war in meinen Augen sehr kritisch, dies wird aber im Verlaufe der Geschichte aufgearbeitet. Obwohl ich anfangs Mühe damit hatte, mit den Figuren warm zu werden, hat mich deren Entwicklung durch die Geschichte hinweg beeindruckt. Nicht nur die Beziehung zwischen den beiden wirkte immer authentischer, auch die individuellen Charakterentwicklungen waren interessant. Das Ende konnte teils überraschen, teils wurden zu bereits bekannten Stilmitteln gegriffen.
Insgesamt ist The North Wind eine Geschichte, welche in meinen Augen viel Fokus auf auf die Figuren und deren Beziehung legt. Dadurch kommen das Worldbuilding, wie auch die Handlung generell zu kurz. Die zwischenzeitlichen Längen haben meine Begeisterung weiter gedämpft. Dennoch hat die Geschichte auch Stärken und es werden wichtige Aspekte thematisiert.