Marc-Uwe Kling, bekannt für seine humorvollen und gesellschaftskritischen Werke, wagt sich mit Views in das Thriller-Genre und liefert einen fesselnden, hochaktuellen Roman, der die Macht von Desinformation und die Gefahren digitaler Manipulation beleuchtet.
Die Geschichte beginnt mit einem verstörenden Video, das die vermeintliche Vergewaltigung einer jungen Frau durch drei Männer zeigt. Dieses Video geht viral, entfacht eine Welle von Hass und führt zur Gründung einer rechtsradikalen Gruppierung. Die Ermittlungen der BKA-Kommissarin Yasira Saad bringen immer mehr Ungereimtheiten ans Licht, und es wird klar, dass nicht alles so ist, wie es zunächst scheint. Es entfaltet sich ein packendes Puzzle, das nicht nur mediale Mechanismen, sondern auch gesellschaftliche Entwicklungen hinterfragt.
Sprachlich überzeugt Views durch einen flüssigen, präzisen Stil, der das Geschehen mitreissend schildert. Kling schafft es, Spannung bis zum Schluss zu halten, auch wenn genau dieser Schluss bei vielen Leser:innen (mich eingeschlossen) zwiespältige Reaktionen hervorruft. Das abrupte Ende lässt Fragen offen, fast als würde der Autor eine Fortsetzung andeuten. Während dies einerseits zum Nachdenken anregt, bleibt andererseits das Gefühl zurück, dass einige Handlungsstränge nicht zufriedenstellend aufgelöst wurden.
Trotz dieser Kritik bleibt es ein hochspannender, relevanter Thriller, der sich intensiv mit Fake News, digitaler Verantwortung und gesellschaftlicher Radikalisierung auseinandersetzt.