Ein wunderbares Buch über Herkunft, Wurzeln und kulturelle Identität. Hoffmanns Vater ist Ende des zweiten Weltkriegs als kleines Kind vor der sowjetischen Armee geflohen und konnte lange nicht nach Rosenthal zurückkehren, wo früher Deutschland war und heute Polen ist. Sie wandert den Fluchtweg nach und erzählt über ihre Erkenntnisse zu dieser Flucht und ihre Folgen. Ein Satz fasst alles zusammen: Rosenthal ist keine Heimat, eher ein Ursprung. Die lange Trennung von der Heimat des Vaters verhindert eine emotionale Bindung der Tochter. Für sie ist Rosenthal als Ursprung von Interesse, aber als Heimat würde sie den Ort nicht bezeichnen. Seit der Invasion der Ukraine sind wieder Millionen Europäer auf der Flucht. Je länger der Krieg dauert, umso wahrscheinlicher wird es, dass ihnen das gleiche Schicksal wie Hoffmanns Vater ereilt: der Verlust der Heimat. Hoffmanns Buch gefällt, weil sie nicht jammert, vergangenen Zeiten nicht nachtrauert, die nicht zurückkommen werden. Das Leben geht weiter, nimmt einen anderen Weg, prägt die Menschen. Die Generationen ihres Vaters und ihrer Grosseltern haben gelitten, ihre Generation fühlt eine Leere und für die Generation ihrer Kinder wird Rosenthal der Geburtsort des Grossvaters sein.