Campion – Tödliches Erbe hat mich leider nicht wirklich überzeugen können. Obwohl ich Krimis mit atmosphärischer Dichte und komplexen Rätseln schätze, fiel es mir schwer, in die Geschichte hineinzufinden. Der Einstieg war zäh, und die vielen Figuren sowie die unklaren Zusammenhänge machten es mir nicht leicht, die Handlung zu greifen.
Besonders enttäuschend fand ich, dass Albert Campion als Hauptfigur angekündigt wurde, aber über weite Strecken kaum als solche wahrnehmbar war. Er wirkte oft eher wie ein Beobachter und blieb für mich zu distanziert, um eine wirkliche Verbindung zu ihm aufzubauen. Andere Charaktere wie Val, Penny und Beth haben mir zwar etwas mehr Leben in die Geschichte gebracht, doch auch sie blieben eher oberflächlich gezeichnet. Die Freundschaft, die sich zwischen ihnen und Campion entwickelte, war jedoch eine der wenigen positiven Aspekte des Buches und sorgte zumindest für einige sympathische Momente.
Die grossen Mysterien der Geschichte – der Kelch, der türlose Raum, der Tod von Tante Diana – haben anfangs meine Neugier geweckt. Doch leider wurden viele dieser Rätsel nicht zufriedenstellend aufgelöst. Besonders frustrierend fand ich, dass unklar blieb, was Mrs. Shannon wirklich gesehen hat. Auch die Verbindung zwischen dem Kelch und den Familiengeheimnissen wurde nur angedeutet, ohne dass ich das Gefühl hatte, am Ende wirklich schlauer zu sein. Statt einer spannenden Auflösung zog sich das Ende eher dahin, ohne große Überraschungen oder Wendungen, die mich noch einmal mitgerissen hätten.
Die Erzählweise war für meinen Geschmack zu langsam, und oft fehlte mir die Dynamik, die einen guten Krimi ausmacht. Zwar konnte ich in Ansätzen Allinghams Talent für subtile Spannung und Atmosphäre erkennen, aber für mich kam das in diesem Buch nicht genug zur Geltung. Die vielen losen Fäden und offenen Fragen ließen mich eher unzufrieden zurück, als dass sie mich zum Nachdenken anregten.
Insgesamt war Campion – Tödliches Erbe für mich ein eher enttäuschendes Leseerlebnis. Die Geschichte hatte durchaus Potenzial, doch die blassen Figuren, die schleppende Handlung und die unvollständige Auflösung machten es mir schwer, wirklich mitzufiebern. Wer Margery Allingham und ihren Stil mag, findet hier vielleicht dennoch etwas für sich – für mich persönlich hat das Buch jedoch nicht funktioniert.