
Starke Stimmen erzählen starke Geschichten
Am 8. März ist der Welttag der Frau und diesen möchten wir mit einem literarischen Fokus feiern. Seit Jahrhunderten schreiben Frauen gegen Widerstände an – gegen gesellschaftliche Zwänge und was es bedeutet, eine Frau zu sein. Zum Weltfrauentag begeben wir uns auf eine Reise durch die Literaturgeschichte und rücken ab 1800 alle 50 Jahre eine Schriftstellerin ins Rampenlicht, die mit ihrer Stimme die Welt geprägt hat. Und obwohl sich das Leben seither stark gewandelt hat, sind es dennoch oft die gleichen Herausforderungen, denen die weiblichen Buchcharaktere und Autorinnen begegnen.
Für jeden zeitlichen Abschnitt stellen wir Dir eine Autorin vor und wofür sie stand und heben eines ihrer wichtigsten Werke hervor. Jedes Buch trägt in sich die Kraft weiblicher Figuren, die kämpfen, träumen, rebellieren und wachsen.
Schreibe gerne in die Kommentare, welches dieser 5 Bücher Du bereits gelesen hast oder noch lesen willst. Natürlich sind diese Ausführungen absolut nicht abschliessend, also teile gerne weitere Bücher, mit starken Protagonistinnen.

1800–1850
George Sand (1804–1876)
Die französische George Sand war eine Pionierin – nicht nur literarisch, sondern auch gesellschaftlich. Sie veröffentlichte unter einem männlichen Pseudonym, um in der männerdominierten Literaturszene ernst genommen zu werden. Ihre Romane setzten sich mit weiblicher Selbstbestimmung und gesellschaftlichen Konventionen auseinander. Sie lebte unkonventionell, trug Männerkleidung und führte ein unabhängiges Leben, das seiner Zeit weit voraus war.
Indiana
Sands 1832 erschienener Roman »Indiana« gilt als frühes Beispiel eines zivilisationskritischen Romans, zudem noch aus weiblicher Perspektive: Erzählt wird die Geschichte der Südseekreolin Indiana, die in Paris als prototypische »edle Wilde« gesellschaftlich aufsteigt und dabei den Verführungsversuchen des zynischen Adligen de Ramière widersteht, allerdings nur knapp um den Preis ihres Lebens.
1850–1900
Louisa May Alcott (1832–1888)
Die Autorin war eine engagierte Frauenrechtlerin und kämpfte für finanzielle und persönliche Unabhängigkeit von Frauen. Ihre Geschichten brachen mit dem Ideal der fügsamen und häuslichen Frau, indem sie ehrgeizige, selbstbewusste und kreative weibliche Figuren erschuf. Sie selbst lebte ein unkonventionelles Leben und setzte sich aktiv für Gleichberechtigung ein.
Little Women
Die Schwestern Meg, Jo, Betty und Amy halten eng zusammen, denn ihr Vater ist als Pastor im amerikanischen Bürgerkrieg, und finanziell ist die Familie nicht auf Rosen gebettet. Die vier so ganz verschiedenen Mädchen durchleben ihre Jugend mit allem, was sie ihnen bietet und zumutet – Nachbarjungs und Moralapostel, Theatergänge und Sonntagsschule, Glück und Leid. »Little Women« erzählt von den verschlungenen Wegen, auf denen die vier jungen Frauen ihren Platz in der Welt erobern.
1900–1950
Virginia Woolf (1882–1941)
Woolf war eine Pionierin des Feminismus und der literarischen Moderne. Sie setzte sich intensiv mit den Herausforderungen auseinander, denen Frauen in einer männerdominierten Gesellschaft begegnen, und forderte intellektuelle sowie wirtschaftliche Freiheit für sie. Ihre Werke revolutionierten die Art, wie über Identität, Geschlechterrollen und das Innenleben von Frauen geschrieben wurde.
Mrs. Dalloway
Im Juni des Jahres 1923 bereitet Clarissa Dalloway, die Ehefrau eines britischen Parlamentsabgeordneten, eine grosse Abendgesellschaft in ihrem Haus in London vor. Der unerwartete Besuch von Peter Walsh, den sie seit der Ablehnung seines Heiratsantrags vor mehr als 30 Jahren nicht mehr sah, bringt Mrs. Dalloway zum Nachdenken: Hat sie damals die richtige Wahl getroffen? Melancholie und tiefgründiger Witz machen den Klassiker von Virginia Woolf zu einem Lesegenuss der besonderen Art.
Zu diesem Buch haben wir übrigens eine Klassiker-Leserunde veranstaltet. Die ganze Besprechung findest Du hier.
1950–2000
Margaret Atwood (geb. 1939)
Eine prägende feministische Stimme der modernen Literatur ist Margaret Attwood. Ihre Texte hinterfragen Machtstrukturen, patriarchale Unterdrückung und gesellschaftliche Kontrolle über Frauen. Mit ihrer scharfsinnigen Analyse von Geschlechterverhältnissen hat sie immer wieder gezeigt, dass Literatur ein Mittel des Widerstands sein kann.
Der Report der Magd
Margaret Atwoods beklemmende Dystopie von 1985 bleibt eine eindringliche Warnung. Nach atomarer Verseuchung sind viele Frauen unfruchtbar. Ein totalitäres Regime entmündigt sie und teilt sie in Ehefrauen, Dienerinnen und Mägde ein – letztere dienen allein der Fortpflanzung. Auch Magd Desfred ist gefangen in diesem System. Doch eines kann man ihr nicht nehmen: die Hoffnung auf Freiheit, Liebe und Leben.
2000–heute
Bernardine Evaristo (geb. 1959)
Evaristo gibt Frauen eine Stimme, die in der Literatur oft übersehen wurden – insbesondere Schwarze Frauen und Frauen aus marginalisierten Gruppen. Ihre Werke setzen sich mit Identität, Geschlecht und Zugehörigkeit auseinander und fordern mehr Diversität. Sie ist eine Wegbereiterin für eine inklusivere Literaturwelt.
Mädchen, Frau etc.
In diesem Buch verwebt Bernardine Evaristo die Geschichten Schwarzer Frauen über ein Jahrhundert zu einem vielstimmigen Panorama über Herkunft und Identität. Die Dramatikerin Amma hinterfragt in ihrer ersten Inszenierung ihre Identität als schwarze, lesbische Frau. Ihre Freundin Shirley, eine ausgebrannte Lehrerin, prägte einst Carole, die nun als Investmentbankerin arbeitet. Deren Mutter Bummi, einst in Nigeria arm aufgewachsen, gründet eine Reinigungsfirma. Unterschiedlich in ihren Wegen, eint sie alle der Wunsch, ihren Platz in der Welt zu finden.
Zu diesem Buch haben wir ebenfalls eine Leserunde, die Du hier findest.