Es handelt sich um sehr kurzes Buch mit gerade mal 76 Seiten. Seiten, die man aber fast inhaliert und die einen nach dem Lesen anhaltend beschäftigen. Das Buch kann in weniger als 1 Stunde gelesen werden, aber es wird überdauern. Es ist eine Briefnovelle, die die Freundschaft und deren Scheitern in dramatischer Weise zeigt. Max und Martin sind die beiden Protagonisten. Max Eisenstein ein amerikanischer Jude und Martin Schulse ein Deutscher. Beide haben eine innige Freundschaft, die sogar über das Private hinausgeht, sie leiten zusammen eine gut gehende Kunstgallerie in San Francisco. 1932 kehrt Martin mit seiner Familie nach Deutschland zurück und das Buch beginnt. Beide schreiben sich Briefe, in denen sie sich ihrer Freundschaft wertschätzen. Doch bald fragt Max wer denn dieser Hitler sei und, dass ihm das, was er macht, nicht gefiele. Martin antortet, es sein nur eine Phase… Doch kurze Zeit später hören wir von Martin andere Töne, wie: “Die jüdische Rasse ist ein Schandfleck.” Sind das tatsächlich seine inneren Überzeugungen oder sehen wir einen Mitläufer? Später kommen Worte wie “Vierzehn Jahre haben wir das bittere Brot der Scham und die dünne Suppe der Armut gegessen.” Da frage ich mich: Wir? Martin hatte doch nach dem ersten Weltkrieg in Amerika gelebt und dort von den Profiten einer gut gehenden Gallerie kein schlechtes Leben geführt. Man liest das und kann es kaum glauben. Und so geht es weiter bis zum Punkt of no return. Max Schwester lebt noch in Europa und er bittet, fleht Martin regelrecht an ihr beizustehen. Ihr, deren Geliebter er einst war. Doch Martin tut nichts. Max wird sich rächen… doch nicht wie die Nazis durch Terror und Gewalt, sondern mit der Kraft der Worte!
Dieses Buch sollte Schullektüre werden. Erstmals erschienen ist es 1938 in einem us-amerikanischen Magazin, ehe es 1939, zu Beginn des zweiten Weltkrieges, von Readers Digest als Buch herausgegeben wurde. Nach den ersten Schockwellen, die das Buch heraufbeschwor, geriet es in Vergessenheit, bis es 1992 erneut, im Angesicht von Rassenhetze und Verrfolgung Minderheiten, herausgegeben wurde. Mich hat das Buch sofort in seinen Bann gezogen. Ich habe es begonnen zu lesen und plötzlich war ich am Ende angelangt, doch danach arbeitete es in mir. Haben wir als Gesellschaft überhaupt etwas dazu gelernt? Schon damals kurz vor Beginn des Holocaust haben Geflüchtete von den Machenschaften in Deutschland berichtet. Die Gerüchteküche brodelte und man ahnte, dass etwas daran sei, aber wer handelte? Und was machen wir heute im Angesicht von Verfolgung, Rassendiskriminierung oder Annexion von anderen Territorien? Wir nehmen es zur Kenntnis, aber wirklich handeln, tun wir wieder nicht.