Die Bücher von Anne Freytag kenne ich ansonsten nur aus der Jugendliteratur. Anne Freytag beweist mit ihrem Debüt in der Belletristik, dass sie nicht nur eine meisterhafte Erzählerin ist, sondern auch eine feine Beobachterin menschlicher Beziehungen. Lügen, die wir uns erzählen ist ein literarisch anspruchsvoller Roman, der durch seine Authentizität und emotionale Tiefe fasziniert.
Der Roman greift Themen wie verpasste Chancen, die erste Liebe und die oft komplexen Beziehungen innerhalb der Familie auf. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie die Autorin die Dynamiken zwischen Mutter und Tochter sowie zwischen Mutter und Sohn beleuchtet. Die Personen wirken lebendig und nahbar, ihre Konflikte realistisch und nachvollziehbar. Denn Helene muss neu anfangen, nach 20 Jahren Ehe wurde Sie von Ihrem Mann Georg verlassen.
Freytags Schreibstil ist präzise, poetisch und gleichzeitig nah am Leben. Sie schafft es, tiefe Gefühle und grosse Themen in einer klaren, manchmal schonungslos ehrlichen Sprache auszudrücken. Dadurch gelingt es ihr, den Leser mitten ins Herz zu treffen und zum Nachdenken über das eigene Leben, die eigenen Beziehungen und die unausgesprochenen Wahrheiten zu bringen.
Besonders berührend ist die Erzählung von der ersten Liebe, die in ihrer Intensität und Verletzlichkeit so echt beschrieben wird, dass man sich selbst zurückversetzt fühlt in diese Phase des Lebens. Gleichzeitig konfrontiert das Buch uns mit den „Lügen“, die wir uns selbst erzählen, um uns zu schützen oder voranzukommen, und lädt dazu ein, diese ehrlich zu hinterfragen.
Lügen, die wir uns erzählen hat mich tief bewegt. Es ist ein Buch, das bleibt – nicht nur als schöne Lektüre, sondern auch als Einladung, bewusster mit unseren eigenen Lebenslügen und Beziehungen umzugehen. Für alle, die Literatur lieben, die gleichzeitig emotional und anspruchsvoll ist, eine absolute Empfehlung!
"Die Musik tut gut und weh, so wie die meisten Erinnerungen gut- und wehtun. S. 64