Go tell it on the mountain - so der Titel der englischsprachigen Originalausgabe. Dieser weist einem schon ein wenig die Richtung.
Es ist der vierzehnte Geburtstag von John Grimes, an dem er zu Hause den den Boden schrubbt und an dem sich sein Leben ändert. Als afroamerikanischer Junge wächst er mit seiner Mutter Elizabeth, seinem Stiefvater Gabriel und seinen Halbgeschwistern auf. Sein scharfer Verstand ist seine einzige Waffe, die aber auch eine Gefahr sein kann.
Die Vergangenheit seines Stiefvaters prägt dessen Verhalten gegenüber seiner Familie. Sein Leben bevor er sich der Religion zuwandte war von Exzessen gekennzeichnet. Alkohol, Gewalt, Frauen. Als Reverend nutzt er sein Ansehen und seine Funktion, um seine Familie zu unterdrücken, allen voran seinen Stiefsohn John und auch seine Frau Elizabeth. Die Geschichte an sich zieht sich nur über ein Wochenende hinweg, immer aber mit Rückblenden in die Vergangenheit von Elizabeth, Gabriel und dessen Schwester.
Rassismus, Gewalt, Homosexualität resp. unsichere sexuelle Orientierung, Sünde, Schuld, Vergebung, Religiosität und vor allem Unterdrückung sind die Themen, die diese starke Geschichte durchziehen. Für die schwarzen Amerikaner gibt es anscheinend nur die Wahl zwischen Bandenkriegen oder religiösem Fanatismus.
Die Sprache nimmt einen mit. Stark präsent und sehr gelungen fand ich die Bezüge (mit Zitaten) zur Bibel und Kirchenliedern, welche positiv konnotiert werden durch John, Elizabeth und Elisha und negativ durch Gabriel, was eigene Reflektion anregt. Ein mitreissendes, bewegendes und aktuelles Werk.
Es das autobiografisch geprägte Romandebüt von James Baldwin, einem Autor, den zu lesen man sich nicht entgehen lassen sollte - meine Meinung ;-)
Das Hörbuch habe ich nicht gefunden, weshalb die Rezension unter der Printausgabe erscheint. Die Lesung von Wanja Muers ist sehr angenehm und passend.