Der 12jährige Vadim ist in Paris aufgewachsen, als Sohn eines jüdischen Schusters und einer französischen Mutter. Als die Bedrohung der Deutschen immer greifbarer wird, taucht der Vater ab und Vadim wird in ein schwer zugängliches Tal an der Grenze zur Schweiz geschickt. Als Vincent Dorselle tritt er seine Reise an und nimmt dort eine ganz neue Identität an.
Aus dem asthmatischen Stadtkind wird ein fittes und findiges Landkind. Mit Vadim erkunden wir Leser*innen die Bergwelt. Geraten mit ihm ins Staunen über die Wunder der Natur und den Wandel der Jahreszeiten.
Trotz der Bedrohung des Krieges lesen wir hier einen wunderschönen Roman über Zusammenhalt, Vertrauen und Freundschaft. Die Dorfgemeinschaft ist liebevoll und hilfsbereit. Der Junge wird warmherzig begleitet bei seiner Entwicklung. Er fühlt sich eingebettet in eine Familie, die ihm hier geschenkt wurde.
Besonders die Naturbeschreibungen scheinen der Autorin leicht von der Hand zu gehen. Die Bilder der Berge, die dieses Tal umgeben und des majestätsich thronenden Mont Blanc in der Ferne werden direkt in mein Wohnzimmer projiziert. Fast meine ich die Almwiesen zu riechen, vor allem wenn das Heu eingebracht wird.
Besonders gut gefallen hat mir, dass wir es hier einmal nicht mit der üblichen wortkargen Landbevölkerung zu tun haben, deren Alltag allein von Härte geprägt ist. Klar müssen die Kinder auch hier arbeiten und ihren Anteil beitragen, aber es wird auch Wert gelegt auf Spiel und Spaß. Sie stromern durch die Gegend, erkunden den Wald und laufen Ski im Winter. Und sie kümmern sich umeinander. Vincent hatte eindeutig Glück.
Bleibt nur zu hoffen, dass das Glück auch bei Vadim bleibt!