Ich war sehr lange unschlüssig, ob ich das Buch lesen soll. Dann bot mir eine Freundin an, das Buch auszuleihen. Was ich natürlich annahm. Schon beim Titel “Darling Venom” habe ich mich gefragt, was das ganze auf sich hat und was es überhaupt bedeutet. Nun, es wird sehr schnell klar, warum das Buch genau diesen Titel bekommen hat. Zu recht!
Das Buch ist in drei Teilen aufgeteilt. In Teil 1 begegnen wir zum ersten Mal Charlotte und wie sie Kellan kennenlernt. Zwei verlorene Seelen, die ihrem Leben ein Ende setzen wollen. Doch dazu kam es nicht, denn sie schlossen einen Pakt, indem sie sich jedes Jahr zur gleichen Zeit am gleichen Ort treffen. Auch wenn sie nur einmal im Jahr miteinander reden, spürte man doch eine Anziehung zwischen ihnen. Wobei ich die Anziehung eher traurig empfand. Als Charlotte gegen ihre Regeln verstösst, hat sie jedes Recht verloren sich Kel irgendwie zu nähern. Sie ertrinkt in ihrem Schuldgefühlen deswegen. Dann, vier Jahre später, trifft sie auf seinen älteren Bruder Tate. Obwohl er ein Mistkerl ist und er sie auf Distanz hält, fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Doch hinter seinen einskalten Fassade, verbirgt sich ein gebrochener Mann, der ebenfalls in Schuldgefühlen ertrinkt. Und auch er spürt diese Anziehung, die aber nicht sein darf…
Ich mochte Charlotte sehr, weil sie so eine kluge und herzensgute Person ist. Sie denkt stets immer an andere, mehr als an sich selbst. Das hat seine Gründe wie wir auch schnell erfahren. Sie hat sich schnell hochgearbeitet und ihr Ziel ist es Agentin zu werden. Ihre Bücherliebe hat mich schmunzeln lassen, was sie noch sympathischer machte. Sie lebt zusammen mit ihrer Schwester, die auch tagtäglich mit ihren Dämonen zu kämpfen hat und sehr gerne die Schuld an ihrer Schwester abgibt. Im Grunde trägt Charlotte so viel Ballast und Schuld auf ihren Schultern, ich wunderte mich, wie die Frau noch aufrecht stehen konnte. Dann trifft sie auf Tate, den sie eigentlich hassen müsste. Was sie auch versuchte, aber die Anziehung ist stärker. Langsam schlich sie sich in sein krankes Herz, was ihm natürlich höllisch Angst macht. Tate ist ein sehr erfolgreicher Gynäkologe, aber auch ein riesen Mistkerl. Er hat stets schlechte Laune und lässt dies immer an andere aus. Bis Charlotte in sein Leben stolperte. Er will sie auch hassen, doch kann es nicht. Auch er versucht es, aber diesmal bröckelt seine Fassade und begibt sich langsam aber sicher in einer Abwärtsspirale. Beide sind gebrochen, beide trauern, beide wollen Heilung. Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander. Ihre Art von Beziehung ist wahrlich toxisch! Einerseits konnte ich nichts mit ihm anfangen, andererseits verstand ich ihn mehr und mehr je tiefer ich in die Geschichte eintauchte.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, obwohl die Thematik sehr schwierig ist. Die Kapitel haben eine gute Länge und wir lesen aus beiden Perspektiven, was ich super fand, da wir so herauslesen können, was der andere wirklich denkt. Gerade weil sie ihre Vergangenheit nicht loslassen können, können sie nicht zusammen sein. Und doch wollen sie nichts anderes. Diese Trauer, der Schmerz und die Verzweiflung waren spürbar. Ich konnte im grossen und ganzen alles nachvollziehen, auch wenn einige Entscheidungen richtig dumm waren. Aber genau das machte es authentisch: Trauer und Schuld lässt Menschen vieles machen, was falsch und unnötig ist. Es ist bedrückend mit solch einer Last leben zu müssen, ohne Aussicht auf Heilung. Einige Szenen haben durch Sarkasmus die Atmosphäre aufgelockert, was es definitiv gebraucht hat. Dann gab es einige Szenen, die meiner Meinung nach viel zu lange waren. Es hat sich für mich künstlich angefühlt, als ob man mit Absicht die Seite füllen wollte. Ein ewiges Hin und Her, was mich manchmal ziemlich genervt hat, da es unnötig war.
Es geht hauptsächlich um Trauer und Schuld, aber auch um Vergebung, Akzeptanz und Liebe. Suizid und Suizidgedanken sind definitiv keine leichte Kost. Lest daher das Buch nur, wenn ihr euch wirklich in der Lage dazu fühlt!
Mich hat es definitiv aufgewühlt und mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Ich mochte alle Charaktere, da jeder mit seiner Last anders umging, aber dennoch noch irgendwie die Kurve gekriegt hat. Ich mochte die Dialoge zwischen Charlotte und Tate, da sie meistens sarkastisch und witzig waren. Auch mochte ich die Dialoge zwischen Charlotte und Leah, die melancholisch und traurig waren. Durch das ganze Buch habe ich alle Emotionen durchgefühlt. Das Ende war für mich zu klischeehaft und gleichzeitig fand ich es witzig. Tate’s Vater hat wenigstens zum Schluss Rückgrat bewiesen, was auch verdammt überfällig war.
Wer mit diesen schweren Themen umgehen kann soll sich das Buch definitiv näher anschauen. Es hat alles, was ein gutes Romance Buch zu bieten hat. Trotz einigen zähen Stellen, empfehle ich das Buch gerne weiter.