Paul Reeve arbeitet hart, denn er macht als Anwalt Karriere. Seine Frau Alice versucht bisher erfolglos schwanger zu werden. Als Paul eines Abends nach einem anstrengenden Tag Hause kommt, findet er seine Frau blutüberströmt vor. Ein Einbrecher hat sie überrascht und Alice hat den Mann aus Notwehr getötet. Paul und Alice lassen den Einbrecher verschwinden und vergraben ihn im Wald. Paul beschwört seine Frau, niemandem davon zu erzählen, denn er kann kurz vor der Ernennung zum Bezirksrichter keine schlechte Publicity gebrauchen.
Die Geschichte wird in drei Perspektiven erzählt. Einmal aus der Sicht von Paul, einmal aus der seiner Frau und dann werden in einem dritten Strang die Ermittler, Detective Sergeant Katherine Wright und Detective Constable Ryan Hiller ins Zentrum gerückt.
Die Geschichte beginnt fesselnd, nach 20 Seiten schon zwei Morde, die Autorin hat zu Beginn ordentlich Dampf gemacht. Doch dann geschieht unzählige Seiten lang buchstäblich nichts. Auf sage und schreibe 30 Seiten wird beschrieben, wie das Haus, nach der Ermordung des Einbrechers, durch das Ehepaar geputzt und die Leiche vergraben wird. Der Einkauf von speziellem Reiniger durch Paul inklusive. Ich muss als Leser auch nicht unbedingt wissen, wie die beiden Fugen reinigen, Duschvorhang abnehmen und die Leiche in eine Decke einrollen und transportieren.
Graben und putzen…30 Seiten lang? Die Spannung ging da leider flöten. Warum Paul nicht einfach die Polizei anruft und Notwehr geltend macht, war mir da noch schleierhaft. Das wird zum Schluss aufgelöst, erst da habe ich seine Beweggründe nachvollziehen können. Das war aber praktisch der einzige Punkt, der zufriedenstellend gelöst wurde. Oft werden Dinge eingeführt, die entweder unlogisch sind oder nicht weiterverfolgt werden. So hat man es mit einem möglichen Serientäter, Notwehr, Erpressung, finanziellen Betrügereien, Seitensprung, noch mal Erpressung und Mord zu tun.
In der Handlung fehlt ein roter Faden, oft hatte ich den Eindruck, dass verschiedene Kurzgeschichten zusammengefügt wurden und von Thema zu Thema gehüpft wird. Leider macht dadurch die Handlung nicht immer Sinn. Das beginnt mit Pauls Reaktion auf die Launen seiner Frau, führt über einen ungelösten Fall in Oesterreich, der den Ermittlern zufällig Ergebnisse liefert und endet mit abstrusen Forderungen von Alice an ihren Mann.
Paul, der immerzu von seiner Frau Alice schwärmt und in völliger Symbiose mit ihr zu leben scheint. Dann aber seine Gefühle eine 180 Grad Drehung vollführen lässt, nur um kurz danach wieder komplette Hörigkeit zu zeigen. Tatsächlich empfand ich alle Figuren als seltsam, allen voran Alice und Paul. Alice ist verwöhnt und sehr unausgeglichen und hat mich ganz und gar nicht überzeugen können. Was als weinerliche und depressive Frau beginnt, wandelt sich schlussendlich zu einer fordernden und gefährlichen Zicke.
Wie die Handlung holpert, holpert auch der Schreibstil. Die Dialoge sind teilweise stockend und nicht immer passt das Gesagte zweier Figuren zueinander. Ganz langatmig wird es, als Pauls Sekretärin Alice bei Gericht herumführt. Paul nimmt seine Frau nämlich mit zur Arbeitsstelle, hat schlussendlich keine Zeit für sie und bittet seine Sekretärin Alice zu beschäftigen und herumzuführen. Als ob Alice ein Kind wäre und keine erwachsene Frau. Die Sekretärin nimmt ihre Aufgabe ernst und so kommen auch wir Leser in den Genuss von langatmig erzählten baulichen Details in diesem Gericht. Warum ein paar Seiten später die Gedenkstätte des World Trade Centers auch noch detailliert beschrieben wird, ist mir ein Rätsel und lassen das bisschen Spannung gänzlich verpuffen.
Gefallen hat mir die überraschende Wendung zum Schluss. Der Grund weshalb Paul seiner Frau hörig ist, konnte ich nachvollziehen und schlussendlich auch verstehen.