Das Buch wurde zurecht nominiert für den Schweizer Buchpreis 2024, denn es ist sowohl sprachlich wie inhaltlich ein kleiner Edelstein. Es erschliesst sich - wie wirklich gute Literatur oft - zweimal: beim ersten Lesen gibt es den einen oder anderen Überraschungseffekt, beim zweiten Mal entdeckt man viele Details, die im ersten Lesevorgang unentdeckt blieben oder sich nicht erklärten. Sprachlich vielschichtig insofern, als es einerseits behäbig-einsilbig (bis hin zu fehlenden Satzenden) daherkommt, andererseits mit wunderbaren Sprachbildern aufwartet. Auch inhaltlich liegen mehrere Schichten wie Steinplatten über- und nebeneinander, drei Geschichten, die nur lose miteinander verbunden sind, weil sich die Protagonisten zwar zumindest vom Sehen kennen, aber keinen näheren Bezug zueinander zu haben scheinen; drei Gesteinsformationen, die sich langsam verschieben. Ein interessanter Schluss und die eine oder andere Antwort auf sich immer drängender stellenden Fragen, aber wie im richtigen Leben: manches bleibt ungeklärt, im Ungewissen, offen, aber umso besser für eigene Weiterentwicklungsideen geeignet. Kein funkelnder Kristall, sondern ein schön gezeichneter, matter Granit.