Michelle Steinbecks “Favorita” ist ein Roman, der fesselt und zugleich herausfordert. Die junge Protagonistin Fila begibt sich auf die Suche nach ihrer Identität und stösst dabei auf dunkle Familiengeheimnisse, die sie tief in die Geschichte Italiens führen.
Die Darstellung der weiblichen Figuren in diesem Buch, ist sehr beeindruckend. Die Rolle der Frau und die Auseinandersetzung mit patriarchalen Strukturen sind unter anderem wichtige Themen. Sprachlich ist dieses Buch für mich etwas Besonderes, es ist poetisch, kraftvoll und voller Bilder, die in meinem Kopf noch lange nachhallen werden. Fila schwebt oftmals zwischen Traum und Realität hin und her, was die Erzählweise sehr dicht macht und volle Aufmerksamkeit verlangt. Die Vielzahl an Figuren und Handlungssträngen kann anfangs etwas verwirrend sein und den Lesefluss bremsen, trotzdem hat es für mich das Buch zu einem intensiven Erlebnis gemacht.
Insgesamt ist “Favorita” ein Roman, der polarisieren wird. Wer sich auf eine wilde, manchmal chaotische, aber stets sprachlich beeindruckende Reise einlassen möchte, wird begeistert sein.