Einleitung: Nach ihrem Debütroman ist nun auch Michelle Steinbecks (*1990) zweites Werk für den Schweizer Buchpreis nominiert. Die in Basel lebende Schweizerin hat italienische Wurzeln, und so überrascht es kaum, dass die Geschichte auch dieses Mal größtenteils in Italien spielt.
Inhalt: Die Erzählerin Fila lebt bei ihrer Großmutter, die ursprünglich aus Italien stammt. Diese war einst ihrem Geliebten, von dem sie ein Kind erwartete, in die Schweiz gefolgt. Dieses Kind, Magdalena, ist Filas Mutter, doch Fila wächst bei der Großmutter auf, da ihre Mutter „anderweitig“ beschäftigt ist.
Eines Tages erhält die junge Fila einen mysteriösen Anruf aus Italien: Ihre Mutter sei keines natürlichen Todes gestorben, sondern ermordet worden. Entschlossen, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, macht sich Fila sofort auf den Weg nach Italien. Dort erfährt sie, dass ihre Mutter ein ganz anderes Leben geführt hatte, als sie es sich jemals vorgestellt hätte. Die Handlung wird unterbrochen von Zeitungsberichten über einen Mord an einem Mädchen – doch wer war die geheimnisvolle, schöne Sisina?
Filas Entschluss steht fest: Sie will Rache nehmen. Gemeinsam mit den sterblichen Überresten ihrer Mutter, die sie in einem Plastikbehälter als improvisierte Urne mit sich führt, begibt sie sich auf eine surreale Reise. Das Geschehen oszilliert zwischen düsteren Themen wie Prostitution, Faschismus, Verschwörungen und halluzinatorischen Begegnungen, etwa mit Geistern. Das Ende zieht sich über mehrere Seiten hin, obwohl man es längst ahnen kann.
Zitat: „Lieber einen Tag als Löwe leben, als hundert Jahre als Schaf.“
Persönliche Meinung: Mich konnte die stilistische Umsetzung der Geschichte nicht vollständig überzeugen. Der Ansatz ist zwar ambitioniert, wirkt jedoch in der Umsetzung teilweise unklar und chaotisch. Ob die Jury des Schweizer Buchpreises das anders beurteilt, wird sich noch zeigen.
Fazit / Empfehlung: Man kann dieses Buch lesen, muss es aber nicht. Für Leserinnen und Leser, die sich auf ein literarisches Experiment einlassen möchten, könnte es jedoch durchaus reizvoll sein.