"Dieses Cover sieht aber pervers aus!", ein Satz den meine Mama ausgesprochen hat, als sie dieses Buch das erste Mal in meinen Händen gesehen hat. Verwirrt habe ich nachgefragt, was sie den damit meint - "Ja, die ist ja so nackig!" und nur mit Erklärung der Bedeutung von Schmerz und der Symbolik des zerbrochenen Eis hat sie langsam verstanden, dass das Buch Aufmerksamkeit aufbringen soll - aber in einer anderen Art und Weise - und damit verdeutlicht sie sofort die Relevanz dieses Buches. "Unversehrt" von Eva Biringer handelt nicht von der Sexualisierung weiblicher Körper, aber die Aussagen meiner Mutter widerspiegeln sofort die Gewichtung des Patriarchats in unserer Gesellschaft. Wenn bereits ein leicht bekleideter Körper eine solche Reaktion herbeiführt ("darüber spricht/liest man doch nicht"), möchte ich mir gar nicht überlegen müssen, was bei Millionen von Frauen im Kopf vorgeht, wenn sie jemandem erklären müssen, was sie den für Schmerzen haben - das gesellschaftliche Tabu um über weiblichen Schmerz zu sprechen ist viel präsenter, als wir alle denken. Und genau das macht Eva Biringer in ihrem Buch - und zeigt auch auf, wie weit viele Frauen gehen müssen, um überhaupt ernst genommen zu werden. Ein Must-read, ein Buch, dass ich sofort meiner Mama in die Hände drücke und dann in einen öffentlichen Bücherschrank packe - jeder sollte über ein solches wichtiges Thema aufgeklärt werden. Reclaim the pain!