Das ein Verlag ein Buch aus dem vergangenen Jahrhundert (in diesem Fall kann man ja sogar sagen Jahrtausend) neu auflegt finde ich per se schon grossartig. Nicht ohne Grund gehört der Fischer Verlag zu einem meiner Lieblingsverlagen.
Ich war natürlich wie viele von der Beschreibung total fasziniert.
Ein Skandalbuch, das auch heute noch Gültigkeit haben soll und das tolle Cover, phänomenal.
Nach dem ich Ex-Wife gelesen habe und schon während der Lektüre war ich ein wenig enttäuscht. Nicht so sehr wegen des Inhalts, sondern am meisten, weil sich leider nicht so viel in der Gesellschaft getan hat und das so sehr wir uns brüsten für Gleichberechtigung und Feminismus, eigentlich noch gar nichts geschafft ist.
Aber nun mal zum Leseerlebnis.
Das Buch ist absolut heute auch noch wunderbar zu lesen und bietet einen faszinierenden Einblick wie es damals in den 20ern in New York gewesen sein muss. Wie anders und doch gleich die Stadt für nicht New Yorker sich angefühlt haben muss. Was mir besonders gut gefallen hat war, dass die alten Gehälter und Preise immer wieder aufkamen. Man sprach damals noch von Wochenlohn, da musste man als paar schon mal von 50 Doller in der Woche leben. Das hat mir wirklich Spass gemacht, dann zu versuchen wie viel das wohl heute wäre und dann auch zu verfolgen, wie Pat die Karriereleiter hinaufsteigt, dass das damals so möglich war, ist doch toll zu sehen.
Aber dann ist da natürlich noch das Privatleben und wie moderne junge Menschen versuchen eine moderne Beziehung zu führen und daran scheitern, dass wir als Menschen unsere Liebsten eben nicht teilen wollen. Besonders interessant fand ich das Pat eigentlich ihren Mann schonen wollte und es damit nur noch schlimmer gemacht hat und wie eine kleine Lüge sich zu einem endlosen Rattenschwanz auswirken kann.
Mich hat dieses Buch erschreckend and das dieses Jahr erschienene “Happy hour” erinnert, dass ich nicht besonders toll fand, obwohl es ja so gelobt wurde und jetzt ist mir auch klar warum. Ich lese einfach nicht so gerne reine Berichte über die Alltagserlebnisse von Menschen ohne, dass es ein grösseres Ganzes gibt. Bei “Hallo Du Schöne” zum Beispiel, da folgt man den Lebensgeschichten der vier Schwestern über Dekaden, aber es gibt eben noch etwas mehr als nur, was da so im Alltag passiert, wie viele Cocktails man getrunken hat, in welchem Restaurant man gegessen und mit welchem Typ man sich abgegeben hat und ob er nun gut oder schlecht war.
Das ist in Happy hour der Fall gewesen und hier auch.
Ja ich fand es interessant zu sehen, wie das Leben in den 20er war, aber mir hat die Tiefe gefehlt.
Ein wenig versöhnt hat mich das Ende, da hat Pat wirkliche Grösse und Weiterentwicklung in ihrem Charakter gezeigt, aber 20 Seiten reichen eben nicht um ein ganzes Buch zu retten.
Dennoch finde ich es toll, dass das Buch neu aufgelegt wurde und es ist eine Reise in die 20er wert.
Wer also Bücher wie Happy Hour toll findet, der ist hier absolut an er richtigen Adresse.