In “Anatol abholen” schildert Lea Gottheil mit schnörkelloser Sprache und sehr direkt den Alltag einer immer mehr überforderten Mutter mit einem Sohn, bei dem ADHS diagnostiziert wird (der Vater flüchtet sich primär in seine Arbeit und ist nur am Rande mit dabei). Nicht nur des flüssigen Schreibstils wegen kann man das Buch kaum weglegen, man will einfach wissen wie es weitergeht! Einzig der etwas überraschende Twist am Ende gibt etwas Abstriche an der Qualität des Buches, das für immer mehr Eltern aktuell wird. Der Kampf mit dem System und den eigenen Zweifeln ob man als Eltern genügt (die hat man immer und die werden vielfach durch die Reaktionen der Umwelt noch verstärkt) werden sehr realistisch dargestellt, so dass ich das Buch allen empfehlen kann, die entweder selbst ein ADHS-Kind haben, eines kennen oder einfach neugierig darauf sind zu wissen wie es Menschen haben, die selbst nicht so richtig ins System passen oder einen Angehörigen haben, der “neurologisch anders” sind.