Ich habe das Buch in 2 Tagen gelesen, da mich das Thema interessierte und weil mir der Schreibstiel sehr gut gefiel.
Ich war sofort von der Mutter Gil fasziniert und berührt. Ich schreibe bewusst über Gil, weil es in diesem Buch hauptsächlich um die Mutter und ihre Gemütsverfassungen geht. Die Beschreibungen von Anatols Verhalten sind eher oberflächlich. Er isst sehr gerne Süssigkeiten, möchte am liebsten nur am Handy oder Tablet spielen und schreit viel. Er lässt sich kaum in eine Kindergruppe einbinden und hat im Allgemeinen wenig Interesse an den Spielen der Kinder seines Alters. Fazit: Er ist in einer Gruppe von Kindern kaum tragbar. Ich würde mir nicht anmassen ein Urteil über Anatol zu fällen. Es ist schwierig zu sagen, welche Anteile genetisch bedingt sind, oder ob sein Verhalten mit den Erziehungsmethoden, seinen Erfahrungen und Beziehungen zu tun haben.
Die Autorin beschreibt meiner Meinung nach die Gefühle der Mutter sehr deutlich und nachvollziehbar. Ihre Zuneigung zu ihren Kindern ist zu spüren, aber auch der Stress, die Unsicherheit und insbesondere die Erschöpfung in dieser herausfordernden Situation ist authentisch beschrieben.
Und es geht auch um die Institutionen, vom Jugendamt, über die Schulen bis zu heilpädagogischen Einrichtungen. Die beschriebenen Vorfälle empfand ich zum Teil eher unrealistisch. Weil es doch viele Kinder in diesem Spektrum gibt und ich davon ausgehe, dass um einiges professioneller auf ein Kind und deren Familie eingegangen werden kann. Es entspricht jedoch einer Tatsache, dass die betreffenden Unterstützungsangebote oft überlastet sind und es deswegen oft zu langen Wartezeiten kommt. Diese Problematik kommt in diesem berührenden, authentischen Buch gut zum Vorschein.
Der Schreibstil passt perfekt zur Geschichte, die erzählt wird, und ist sehr leicht lesbar.