Puh - Nach dem ersten Teil musste ich das Gelesene zuerst einmal setzen lassen, denn ich habe mit der Mutter mitgelitten und war schon ein wenig geschockt, wie dieses Kind ziellos herumgeschoben wird, und wie wenig man sich um das nicht mindere Problem der psychischen Gesundheit der Mutter kümmert.
Die Frage ist (entschuldigt bitte die Provokation):
Mangelt es an der Erziehung seitens Eltern, oder besteht wirklich ein psychiatrisches Krankheitsbild (nicht nur bei Anatol)? Die grössere Schwester scheint in dieser Familie ja auch rebellisch zu sein, was wiederum mit der Pubertät zu tun haben könnte - oder halt eben aber auch mit der fragwürdigen Erziehung.
Nichtsdestotrotz sind mittlerweile Krankheiten wie Autismus und ADHS mehr geforscht und bekannt, dennoch hinterlassen diese doch lebenslange Stigmata.
Auch werden aktivere Kinder - sogenannte Zappelphilipps - sehr schnell mit ADHS „abgestempelt“ und im schlimmsten Fall mit Ritalin o.ä. sediert und ruhig gestellt, weil es halt eben ansonsten „anstrengend“ ist, und der medikamentöse Weg der einfachere ist.
Ich muss ehrlich gestehen, mich hat dieses Buch schon ein wenig mitgenommen.
Ich habe den zweiten Teil in einem Rutsch gelesen, ich musste einfach wissen, wie dieses Buch zu Ende geht. Ich war viel zu gespannt darauf, ob man für Anatol nun endlich eine zielführende Lösung finden kann.
Dieses Buch war aufwühlend, aus dem Leben gegriffen und real.. ich hatte auch einen Austausch mit meiner Schwester, welche als Heilpädagogin mit beeinträchtigten Kindern arbeitet, und sie konnte mir bestätigen, dass die Beschreibungen leider der Realität entsprechen. Auch die Akzeptanz seitens Eltern, dass das eigene Kind “anders” als die anderen ist, sei immer wieder ein schwieriges Thema. Wenn die Akzeptanz fehlt, wird es schwierig, das “Problem” anzugehen, bzw. dass dann die Lösungsansätze funktionieren.
Ich fand es ein sehr gutes Buch - jeder Lehrer und alle betroffene Eltern sollten dieses Buch auf jeden Fall lesen.
Denn trotz Schwierigkeiten und allem - jeder Mensch muss einbezogen werden.
Inklusion ist das Wichtigste!