Ein Buch mit spannender Handlung, das eine breite Leserschaft ansprechen dürfte. Einfach und leicht zu lesen, mit einem klaren roten Faden - gerade richtig für ein Wochenende.
Ganz unerwartet hat sich eine Fantasy-Welt aufgetan, in der kein Bezug zu einer Epoche oder Kultur stattfindet, was ich angenehm empfand.
Aviv, der “gute” Hauptprotagonist wächst mit seiner nicht leiblichen “Mutter” auf, die ihm alle Liebe zukommen lässt, die man sich nur vorstellen kann. Er wird Glasbläser. Kaminski der “dunkle, böse” Hauptprotagonist möchte eine gute Seele haben, Menschlichkeit, Gefühle empfinden können und entwickelt die Idee, die Seelen sterbender Menschen einzufangen und diese In Glasfläschchen zu sammeln, um sich zu gegebenem Zeitpunkt den guten Anteil einverleiben zu können. Aviv fertigt die Glasfläschchen an und kommt - irgendwann - dem bösen schwarzen Mann auf die Schliche. Er will dessen Unterfangen verhindern.
Sehr bildhaft sind Natur, Atmosphäre und Räumlichkeiten beschrieben. Die Autorin schreibt üppig und manchmal auch wortreich. Der Wohlfühlanteil an diesem Buch ist den Beschreibungen der Umgebung geschuldet und dem Austausch zwischen den “guten” Menschen, den Weisheiten, die immer wieder eingeflochten werden und der starken Ahnung, die man beim Lesen hat, dass es keinesfalls schlecht ausgehen kann. Das Bild, dass die Seelen von Verstorbenen blühen, sich in die Lüfte schwingen, buchstäblich harten Boden aufbrechen können, hat etwas, von dem man weiss, dass es in dieser Art nicht möglich ist, einen aber angenehm einhüllt.
- Schnell sind wir bloss noch Marionetten unserer unendlichen Wünsche. Wir scheinen den Preis für jede Sache zu kennen, doch den wahren Wert von keiner mehr.
- “Woher haben Sie das?” fragte Sie.
Kaminski war ihr einen Blick zu, der zu verstehen gab, dass er die Fragen stellte. Das winzige Fräulein jedoch, nicht auf den Kopf gefallen, sagte: “Verwechseln Sie meine Körpergrösse nicht mit der meines Hirns. Ich kenne dieses Buch. Es gehörte Filip Bernstein.” “Gibt es noch weitere Exemplare, oder nicht?”, wieder holte Kaminski mit einem so scharfen Blick, der die Luft zwischen ihnen in dünne Scheiben zu schneiden schien.
- Avivs Blick auf die Erde machte eine eindrucksvolle Entdeckung: Der Retter trug die ausgetragenen Schuhe seines Vaters. Darauf war Aviv am wenigsten gefasst gewesen, und alles, was er bisher über diesen Kerl gedacht hatte, war revidiert. Wieder musste er an Selma denken, die ihm etliche Male gesagt hatte, die kritischsten Situationen unseres Lebens offenbarten uns oftmals Erkenntnisse, die uns die richtigen Gedanken, den richtigen Weg finden lassen.
- An Kaminskis Zunge hätte man Messer schleifen können. Und der Blick in diese Augen! Augen wie aus Glas. Ohne das geringste Zucken. Ja, Aviv hatte Angst.