Einleitung: Der mittlerweile 80-jährige Lukas Hartmann, Ehemann der ehemaligen Bundesrätin Simonetta Sommaruga, lebt in Bern. Er hat Germanistik und Psychologie studiert. In seinem neuen Buch erzählt er die bewegende Geschichte seiner Familie, die sich über drei Generationen erstreckt. Im Zentrum steht dabei seine Großmutter Martha.
Inhalt: Die Handlung spielt in einer Zeit, in der große Familien keine Seltenheit waren und der Tod eines Elternteils oft bedeutete, dass das Geld nicht ausreichte, um alle Kinder zu versorgen. Viele Kinder wurden daher verdingt. Auch Hartmanns Großmutter Martha war davon betroffen. Besonders erschütternd ist die Tatsache, dass es vor ihrer Zeit sogar Verdingmärkte gab, auf denen Waisen- und Scheidungskinder versteigert wurden. Martha blieb dieses Schicksal erspart, doch auch sie wurde aus ihrem familiären Umfeld herausgerissen und musste sich ein neues Leben mit ungewisser Zukunft aufbauen. Trotz der schwierigen Umstände wurde Martha zur tragenden Figur ihrer Familie, insbesondere während kriegerischer Zeiten. Sie kümmerte sich liebevoll um ihren Mann und ihre beiden Söhne, deren Lebenswege ebenfalls Teil dieser feinfühlig erzählten Geschichte sind.
Zitate: „Man kann sich auch am Ort, den man zuhause nennt, fremd fühlen, das weiss sie inzwischen.“ „… eine Frau ihrer Generation, die haben gelernt, sich zu fügen.“
„Jede Generation kümmerte sich um sich selbst.“
Persönliche Meinung: Diese Familiengeschichte geht unter die Haut, vor allem weil sie auf den persönlichen Überlieferungen des Autors basiert deren Grundlager er uns im Nachwort schildert. Dadurch wirkt sie authentisch und glaubwürdig, nicht wie eine bloße schriftstellerische Fiktion. Wer jedoch eine dramatische Handlung erwartet, könnte enttäuscht werden. Stattdessen zeichnet sich die Geschichte durch eine ruhige Erzählweise aus, die wie ein sanft dahinfließender Dorfbach wirkt. Es ist gut vorstellbar, dass Hartmann beim Schreiben die Unterstützung seiner Frau in Anspruch nahm. Für meinen Geschmack wirkt die Geschichte manchmal etwas zu „sanft“.
Fazit / Empfehlung:
Obwohl Familiengeschichten normalerweise nicht mein bevorzugtes Genre sind, hat mich dieses Buch überzeugt. Deshalb kann ich es durchaus weiterempfehlen!