Cover: Ich liebe das Cover von dem regulären Band. Pluspunkt gibt es, weil es richtig gut zur Story passt.
Darum geht es:
Wirklich jeder kennt Sonya Kontor. Immerhin war ihr Gesicht im ganzen Land auf Propaganda-Plakaten der Delegation zu sehen. Sonya, das liebe Mädchen, das sich immer vorbildlich an alle Regel gehalten hat, sich für Coins bereitwillig dem Regime unterworfen hat. Sonya, die junge Frau, die nach dem Regierungs-Putsch in einem abgesperrten Häuserblock gefangen gehalten wird. Weggesperrt, für die Rolle ihrer Eltern im alten Regime. Weggesperrt, für ihre Symbolik, ihr Gesicht.
In „Poster Girl“ begleiten wir Sonya, die nach dem Sturz der Delegation ein einsames und tristes Leben zwischen vier abgeriegelten Häuserblocks führt. Bis ihr ausgerechnet ein alter Bekannter, einen Ausweg bietet. Einen Deal, mit dem sie ihre Freiheit wiedererlangen kann. Sie soll ein vermisstes Mädchen ausfindig machen und zurück nach Hause bringen. Doch Sonya, weißt mehr über das Mädchen als sie zugeben möchte. Und der Auftrag ist gefährlicher, als sie geahnt hätte.
Meine Meinung:
Der Einstieg in die Geschichte ist sehr langatmig. Man lernt viel über Sonyas Lebensumstände in der Gefangenschaft kennen, gleichzeitig, wird immer wieder versucht zu erklären, warum Sonya so Delegationstreu war und jede Regel befolgt hat ohne sie zu hinterfragen. Es zeichnet sich ein Bild von einem naiven Mädchen, die ohne bösen Willen, aber sehr wohl für das Geld und die Anerkennung bereitwillig die Augen verschlossen hat. Nicht sehen wollte was vor ihren Augen passiert. Der Leser bekommt dennoch das Gefühl, dass ihr zu unrecht viel negatives widerfahren ist.
Obwohl so viel passiert, sammelt der Leser nur spärliche Informationen über die gestürzte „Delegation“ und die neue Regierung, die sich „Triumvirat“ nennt. Irgendwie zu wenig. Dystopien leben von ihrem gesellschaftskritischen Inhalt. Veronica Roth zeichnet zwar durchaus eine unschöne und fragwürdige Zukunft, dennoch spielt diese für meinen Geschmack (für eine Dystopie) inhaltlich eine viel zu untergeordnete Rolle. Mir fehlt der Input, mir fehlen verschiedene Blickwinkel. Ein Überwachungsstaat mit Geburtenkontrolle – schlecht für die, die überwacht werden und gut, für alle die eine hohe Position in der Maschinerie haben. Das ist nichts neues.
Die Geschichte rund um Sonya gefällt mir, sehr gut. Der Schreibstil von Veronica Roth ist bildlich und recht flott. Es gibt unzählige Nebencharaktere, die alle Beschrieben werden, wirklich mehr erfahren wir aber nur, wenn sie für Sonya nützlich werden. Die Charakterentwicklung von Sonya ist mir persönlich etwas zu schwach. Sie lernt, dass sie früher etwas hätte sagen müssen anstatt stumpf Regeln zu befolgen und kämpft nun dafür nicht wieder wie eine Marionette behandelt und eingesperrt zu werden. Wichtige Learnings. Wichtige Eigenschaften. Aber sie ist nun mal auch kein kleines Kind mehr, wie zur Zeiten der Delegation. Eigenständiges Denken und Handeln darf man von einer erwachsenen Frau erwarten.