[Werbung, Rezensionsexemplar]
Rezension zu Empire of Sins and Souls: Das verratene Herz - Beril Kheribar
|Band 1| Knaur Taschenbuch Verlag| Erschienen am 02.09.2024 | 400 Seiten | 2 Sterne
Zoé hat in ihrem Leben schon viele Sünden begannen. Um ihre Mutter und sich selbst über die Runden zu bringen, hat sie gestohlen und ihren eigenen Körper verkauft. Als sie einem Freier sein Leben nimmt, um sich selbst zu schützen, verliert Zoé ihr Leben und landet in Xanthia, der Vorhölle. Dort trifft sie auf den Grafen Alexei, einen Xathyr, welcher ihr einen Handel anbietet, wodurch sie wieder in die Menschenwelt zurückkehren könnte. Doch um Alexeis Bedingungen zu erfüllen, muss sich Zoé Gefahren stellen, welche weit über ein gebrochenes Herz hinausgehen…
Bereits in der Programmvorschau des Verlags hat mich die Idee dieser Geschichte fasziniert. Gerade die Tatsache, dass die Protagonistin so morally grey sein soll und auch das neuartige Setting haben mich angesprochen. Letzteres hat mich auch definitiv abholen können. Die Welt, welche die Autorin hier geschaffen hat, ist düster und grausam. Die Xathyr sind wahre Monster und passen perfekt in die Vorhölle. Es gab viele Details, die mir gut gefallen haben und mich neugierig gemacht haben. Generell hätte ich mir sogar noch mehr Informationen zum Reich gewünscht, beispielsweise eine kurze Übersicht der Distrikte, etc. Es blieben in dieser Hinsicht noch einige Fragen offen, aber für den Plot des ersten Bandes ist Xanthia definitiv ein gelungenes Setting, welches Lust auf mehr macht.
Leider bleibt die Welt mit unter das Einzige, was ich positiv hervorheben kann. Unsere Protagonistin Zoé wirkt grade in den Kapiteln, welche noch in der Menschenwelt spielen, sehr taff und vielschichtig. Ich habe mich sehr für diese junge Frau interessiert, welche innerlich so zerbrochen ist und viele Traumata mit sich herumschleppt. In Xanthia angekommen, bleibt jedoch sehr wenig von Zoés Stärke übrig. Sie verhält sich extrem naiv und tappt immer und immer wieder in Gefahren hinein. Trotz des Wissens, dass sie in der Vorhölle ist und auch der grausigen Szenen, welche sie immer wieder beobachtet, scheint sie sich trotzdem extrem in Sicherheit zu wiegen. Sie schlendert auf dem Schlossgelände herum als wäre es ein Spielplatz und muss immer wieder gerettet werden. Ausserdem konnte ich nicht verstehen, warum sie Graf Alexei so schnell so sehr vertraut. Zwar wurde immer wieder durch einen inneren Monolog aufgezeigt, dass sie mit sich selbst hadert, dennoch wurde der Graf schnell zu ihrem Felsen in der Brandung, der ihr “nichts Böses will”. Gerade mit den Erfahrungen, welche sie mit Männern bisher gesammelt hat, ergibt ihr Verhalten meines Erachtens nach wenig Sinn. Weiter verhält sich Zoé generell sehr einfältig und hinterfragt sehr wenig. Beispielsweise findet sie in einem Raum eine Frau, welche in einem Käfig gehalten wird und die leidet. Sie schliesst die Tür wieder und geht weiter ihres Weges und noch einmal darüber nachzudenken. Das fand ich persönlich sehr strange.
Die Liebesgeschichte insgesamt konnte mich leider nicht abholen. Neben Zoés Naivität hat mich auch gestört, dass es sehr wenig Beziehungsaufbau gab. Ich hatte den Eindruck, dass beide sich quasi vom ersten Moment an in einander verliebt haben oder aber einfach körperlich sehr angezogen waren. Das reicht für mich leider nicht, um eine glaubwürdige Liebesgeschichte zu gestalten. Alexei ist ein sehr inkongruenter Charakter. Einerseits scheint er Zoé sofort verfallen zu sein, andererseits verhält er sich ihr gegenüber teilweise sehr abwertend, was aber auch seitens der Protagonistin überhaupt nicht reflektiert wird. Natürlich kann man hier argumentieren, dass die Akzeptanz solcher Verhaltensweisen für Zoé aufgrund ihres früheren Berufes normal ist, dennoch fand ich krass, wie willig sie sich ihm immer und immer wieder angeboten hat.
Auch die restlichen Charaktere, welche man kennenlernt, bleiben sehr blass. Die eine oder andere Person hat mein Interesse geweckt und ich glaube auch, dass man in den Folgebänden wohl mehr zu deren Geschichte erfahren wird, aber im ersten Band wirken sie wie Statisten.
Abschliessend möchte ich noch einmal auf den Plot zu sprechen kommen. Einerseits werden hier durch den Klappentext aus meiner Sicht falsche Erwartungen geweckt, da etwas erwähnt wird, was faktisch keinen Raum in der Geschichte einnimmt und wohl erst im zweiten Band stärker aufgegriffen werden wird. Dies empfand ich definitiv als enttäuschend. Weiter finden sich einige Passagen, welche aus meiner Sicht sehr unlogisch waren. Plötzlich wissen Charaktere Dinge, die sie nicht wissen können oder es tauchen immer mal wieder Charaktere praktisch aus dem Nichts auf. Es gab ausserdem die eine oder andere Szene, die ich sehr verwirrend fand, da der rote Faden zu fehlen schien. Natürlich ist hier auch denkbar, dass viele offene Fragen im zweiten Band aufgegriffen werden, aber für mich persönlich herrschte zu viel Verwirrung am Ende des ersten Bandes.
Fazit: Die Autorin hat eine Geschichte geschaffen, welche mich nur im Bereich Worldbuilding einigermassen begeistern konnte, da dort viele neuartige, spannende und düstere Elemente eingeflochten wurden. In den Bereichen Charaktergestaltung, Beziehungsentwicklung und Handlung schneidet das Buch leider unzureichend ab. Hier hat mir einfach ganz viel gefehlt, um die Geschichte richtig zu geniessen. Daher werde ich den zweiten Band auch nicht lesen.