Edie O`Sullivan ignoriert schon seit vielen Jahren Weihnachten. Es ist für sie mit zu vielen schrecklichen Erinnerungen von Tod und Verlust verbunden. Sie hat bis auf ihre Freundschaft mit ihrer Nachbarin Riga keine sozialen Kontakte und würgt Annäherungsversuche mit beißender Ironie ab. Ihr Lebensinhalt besteht aus ihren drei Katzen, Puzzeln und dem Erstellen von Kreuzworträtseln für Zeitungen. Ihr Leuchtturm in diesem Meer von Tristesse ist ihr Adoptivsohn Sean, der bei der Polizei arbeitet. Kurz vor Heiligabend liegen Teile eines Puzzles vor ihrer Haustür mit der Aufforderung, das Rätsel zu lösen, wenn sie Morde verhindern wolle. Was zuerst wie ein makaberer Scherz wirkt, wird zur tödlichen Gewissheit, als es kurz darauf eine Leiche gibt, bei der weitere Puzzleteile gefunden werden. Angetrieben von Neugierde, Ehrgeiz und dem Wunsch weitere Tode zu verhindern, versucht Edie das Rätsel zu lösen. Die Suche führt Edie in ihre eigene Vergangenheit und zwingt sie, sich ihrem Giftschrank der bösen Erinnerungen zu stellen.
Obwohl ich Weihnachten mit seinem Glitzer und Rührseligkeit liebe, liebe ich auch Weihnachtskrimis als perfektes Gegengewicht. Dabei sei angemerkt, dass dieser Krimi zu jeder Jahreszeit mörderische Unterhaltung bietet.
Die über 80jährige Edie hat von der ersten Seite an mein Herz berührt. Ich fand ihre Einsamkeit einfach nur traurig und ihre Bissigkeit hat mich an ein krankes Tier erinnert, das aus Angst Hilfe abwehrt.
Zwei Ideen der Autorin haben mir besonders gut gefallen. Das war die Mördersuche als Puzzle zu gestalten, was in meinen Augen mal etwas anderes war und die Umsetzung super spannend. Ein wenig erinnerte es mich an eine Schnitzeljagd aus Kindertagen. Und dann die Person des Mörders, er nennt sich R.I.P, was mir sehr gut gefallen hat. Und er kommt selbst zu Wort und lässt mich an seinen Gefühlen teilhaben.
Edies Intelligenz und Denkweise beeindruckt. So um die Ecke denken muss man erstmal können. Das hat mich immer wieder verblüfft und ein wenig neidisch gemacht. Als Sean entführt wird, ist Edie kurz davor aufzugeben. Aber wenn sie Schuld an seinem Tod wäre, das würde sie sich nicht verzeihen. Und so stellt sich ihrer eigenen alten Schuld und findet die Lösung in letzter Minute.
Der Krimi endet mit einem sehr schönen Weihnachtsfest und viel Gefühl, was ich absolut passend fand. Schließlich ist es ein Weihnachtskrimi und da darf das so sein.