Brandon Sanderson habe ich bisher gemieden, weil ich wenig Lust auf mehrbändige dicke Schinken Epic Fantasy habe. Da Tress ein Einzelband mit vernünftiger Länge ist, habe ich dem Roman eine Chance gegeben. Ausserdem gefiel mir das Cover.
Die Geschichte war gut. Als ob Butterblume aus die Brautprinzessin nach ihrem Wesley gesucht hätte, nachdem sie von dessen Entführung durch die Piraten gehört hatte. Tress ist die Geschichte einer aussergewöhnlich gewöhnlichen jungen Frau, die ihr Leben auf einem Eiland verbracht hatte, bevor sie sich selbst auf der Rettungssuche nach ihrem Freund Charlie findet. Es geht um Freundschaft, Selbstvertrauen und – nur ganz am Rande – um Liebe.
Die Romanze ist die Umkehrung der «Jungfrau in Nöten». Charlie ist die meiste Zeit nur als Motiv für Tress vorhanden. Es ist eine Abenteuerreise durch eine fantasievolle Welt. Der Erzähler Hoid ist als Nebenfigur auch in die Geschichte verstrickt. Der leichte Ton täuscht über teilweise brutale Szenen hinweg. Mir lag dieser märchenhafte Ton gepaart mit plattem Humor.
Die Welt, die Sanderson erschaffen hat, ist brillant. Eine See, die nicht aus Flüssigkeit besteht, sondern verschiedenen tödlichen Sporen, die mit Wasser reagieren. Diese Prämisse hat bis hin zu Wetterereignissen einen sehr aktiven Einfluss auf den Verlauf der Geschichte. Auch dass Technik teilweise für Magie gehalten wird, war spannend, insbesondere weil Magie ebenfalls tatsächlich existiert.
Das Buch ist nicht nur etwas für Sanderson Fans. Wer Die Brautprinzessin oder Gutes Omen mag, dürfte auch Tress mögen. An den Humor von Sir Terry Pratchett kommt Sanderson allerdings nicht heran.