Frühling 1945 in Stuttgart. Die Alliierten stehen vor den Toren deutscher Städte und die Nazis versuchen ihre Altlasten loszuwerden. Einer davon ist Paul Kramer, ehemaliger Polizist, der an der Front verletzt wurde und nicht wieder zurückgekehrt ist. Er überlebt knapp und wird unter amerikanischer Führung Teil des neuen Polizeicorps, das die Verbrechen von Stuttgarts Nazi-Regime aufarbeiten soll. Doch mit dem verlorenen Krieg ist die Ideologie noch lange nicht verschwunden und schon bald finden sich Paul und seine Freundin in grosser Gefahr.
Hotel Silber ist ein fiktiver Roman, der sich in einem historisch realen Rahmen abspielt. Der Autor hat unzählige Stunden für die profunde Recherche investiert – ein Aufwand, der sich vollumfänglich gelohnt hat. Das Ineinanderfügen von Fiktion und Realität ist hervorragend gelungen und vermittelt einen präzisen Eindruck davon, wie das Deutschland der Nachkriegsmonate ausgesehen haben musste. Das hinterlässt einen mit sehr widersprüchlichen Gefühlen von Hoffnung über Wut bis hin zu Sprachlosigkeit darüber, zu was Menschen fähig sind.
Sprachlich äusserst ansprechend umgesetzt, liest sich das Buch trotz happiger Thematik gut und entwickelt sich ab ungefähr der Mitte zu einem Wahren Page-Turner. Die Mischung aus Dokumentation, Romanze und Krimi ist gelungen und macht durchaus Lust auf eine Fortsetzung mit dem Ermittlerteam Paul und Hilde.
Kai Blieseners Roman ist brillant umgesetzte, aufklärende Unterhaltung mit Niveau und gleichzeitig ein wichtiges Buch gegen das Vergessen. Definitive eine Leseempfehlung.