Das Buch ist eine Ode an die Kunst als solches. Egal ob Bild, Skulptur, Architektur oder Literatur. Kunst hat tausend Gesichter und ist schwer zu erfassen. Der Entwicklungsroman um Anina ist nur die Verpackung und genau hier liegt die Schwäche des Romans.
Auffallend ist Aninas schwermütiger Geisteszustand. Teilweise verschwimmt die Grenz zwischen Realität und Einbildung. Doch vor 1990 war psychische Gesundheit kein Thema. Permanent wünschte ich, Anina möge sich doch bitte endlich in Therapie begeben.
Stilistisch ist der Roman spannend: Er beschreibt Aninas Geschichte unkommentiert. Der Text lässt offen, was man denken soll. So lädt dieser kurze Roman dazu ein, sich mit der eigenen Weltansicht auseinanderzusetzen.
Nur etwas lässt der Roman nicht offen: Die Bedeutung des Titels. Wer sich über den Titel wundert, bekommt im mittleren Teil eine ausführliche Antwort darauf.
Ich empfand es als unbefriedigende Leseerfahrung, schätze aber den experimentellen Ansatz, das schriftstellerische Können und die meisterhafte Ausführung.
Ich denke, wer Hochliteratur der Unterhaltungsliteratur vorzieht, sollten den Roman ausprobieren.