„Heart of Thorns“ von Bree Barton ist der Auftakt einer Fantasy-Trilogie, die in einer Welt spielt, in der Frauen über magische Kräfte verfügen, die von Männern gefürchtet und unterdrückt werden. Die Geschichte folgt Mia Rose, einer jungen Frau, die entschlossen ist, die Mörderin ihrer Mutter zur Strecke zu bringen, und dabei gegen gesellschaftliche Zwänge und ihre eigene Identität kämpft.
Barton schafft eine faszinierende Welt, die durch eine detaillierte und lebendige Beschreibung besticht. Die düstere Atmosphäre und die komplexe Gesellschaftsstruktur ziehen den Leser sofort in die Geschichte hinein. Besonders hervorzuheben ist die starke weibliche Hauptfigur Mia, die mit ihren inneren und äußeren Konflikten realistisch und nachvollziehbar gezeichnet ist. Ihre Entwicklung im Laufe der Handlung, von einer rachsüchtigen Kämpferin zu einer reflektierteren Persönlichkeit, ist überzeugend dargestellt.
Ein weiterer Pluspunkt ist die geschickte Verwebung von Themen wie Macht, Geschlechterrollen und Selbstbestimmung. Diese machen „Heart of Thorns“ zu einem Buch, das über die reine Unterhaltung hinausgeht und zum Nachdenken anregt.
Trotz der beeindruckenden Welt und der interessanten Themen leidet das Buch an einigen Schwächen. Die Handlung kann stellenweise vorhersehbar wirken, was den Spannungsbogen abschwächt. Einige Wendungen sind nicht so überraschend, wie sie sein könnten, und die Geschichte folgt in Teilen bekannten Mustern des Genres, ohne diese wesentlich zu hinterfragen oder zu variieren.
Auch die Nebenfiguren hätten mehr Tiefe vertragen können. Während Mia als Protagonistin gut ausgearbeitet ist, bleiben andere Charaktere etwas blass und wirken teilweise wie bloße Werkzeuge, um die Handlung voranzutreiben. Hier wäre mehr Entwicklung wünschenswert gewesen, um den emotionalen Gehalt der Geschichte zu verstärken.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft das Pacing des Buches. Der Anfang zieht sich etwas in die Länge, was es schwer macht, sofort in die Geschichte einzutauchen. Im Gegensatz dazu wirkt das Ende dann etwas überstürzt, als ob zu viele Handlungsstränge auf einmal abgeschlossen werden müssten.
„Heart of Thorns“ ist ein gelungener Auftakt, der durch seine starke Protagonistin, die düstere Atmosphäre und die Thematisierung von Macht und Geschlechterrollen überzeugt. Trotz einiger Schwächen in Bezug auf Vorhersehbarkeit, Charakterentwicklung und Pacing bietet das Buch genug Potenzial, um Leser*innen für die Fortsetzungen neugierig zu machen. Wer Fantasy mit einem feministischen Touch mag, wird hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Ich selbst habe entschieden den zweiten Teil nicht zu lesen.