Elyseo da Silvas Roman entführt uns in die bewegten Zeiten der 68er-Bewegung. Im Mittelpunkt stehen die beiden Protagonisten Lukas von Freystein und Maximilian Galiano. Durch einen glücklichen Zufall kreuzen sich ihre Wege, und schnell entwickelt sich eine tiefgehende Freundschaft zwischen den beiden jungen Männern. Doch bald wird ihnen bewusst, dass ihre Zuneigung zueinander weit über Freundschaft hinausgeht. Sie navigieren durch eine Welt, die von Revolution und familiären Tragödien geprägt ist und in der gleichgeschlechtliche Liebe verachtet wird.
Das Werk von da Silva ist mehr als nur ein historischer Rückblick; es ist eine fesselnde Geschichte über eine Zeit des Wandels, in der gleichgeschlechtliche Beziehungen stark diskriminiert wurden. Ich konnte mich schnell mit Luk und Galiano anfreunden, denn sie sind auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt und ihrer eigenen Identität, während sie behutsam entdecken, was Liebe in all ihren Facetten bedeutet. Da Silvas sensibler und authentischer Schreibstil bringt diese Gefühlswelt auf eine Weise zum Leben, die ihresgleichen sucht. Auch die Nebencharaktere sind eindringlich und glaubwürdig porträtiert, sodass man das Gefühl hat, sie schon lange zu kennen.
Besonders bemerkenswert ist die sorgfältige Recherche des Autors; immer wieder stieß ich auf historische Persönlichkeiten, die mir nicht vertraut waren, und fühlte mich dazu angeregt, mehr über sie nachzulesen. Diese Entdeckungen bereicherten mein Leseerlebnis und machten es noch spannender. Die eindrucksvollen Bilder, die da Silva erschafft, entfalteten sich lebhaft vor meinem inneren Auge. Dieses Buch ist kein Werk, das man im Schnelldurchlauf lesen kann. Ich fand mich oft dabei, innezuhalten, um über die tiefgründigen Gespräche nachzudenken: Wie hätte ich in solchen Situationen reagiert? Teile ich die Ansichten der Protagonisten?
Elyseo da Silva zwingt den Leser dazu, sich mit bedeutenden Themen wie Homosexualität, den Studentenbewegungen und der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Ein besonderes Lob gebührt auch dem gelungenen Cover des Buches, das perfekt zum Inhalt passt und wirklich ansprechend gestaltet ist. „Ein Regenbogen für den Schah“ ist eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich für Geschichte interessieren und offen für anspruchsvollere Literatur sind.