Abgefahren, unvorhersehbar, schräg und teils urkomisch ist der neueste Roman von Sven Pfizenmeier.
Sein Debüt, «Draussen feiern die Leute», hatte mich schon so begeistert. Gerade die Figuren mit ihren fantastisch-schrägen Eigenschaften und die wild wuchernde, mich stets überraschende Geschichte waren absolut grossartig.
Nun also «Der Schwätzer», in dem sich fünf Menschen in einem kaputten, von Investoren und Drogen auseinandergenommenen Berlin auf verschlungenen Wegen kennenlernen. Die Handlung ist nicht leicht zusammenzufassen, aber im Kern setzt sich Pfizenmeier mit unserer Gesellschaft auseinander. Mit Profitstreben, Optimierungswahn, schwindendem gesellschaftlichen Zusammenhalt und der Suche nach einem Sinn in unserer Existenz. All das verpackt er in eine Geschichte, die sich teilweise wie ein Trip liest. Ich-Erzähler Ilja hält sich im ersten Teil noch stark zurück, als er wechselnd aus den Perspektiven der anderen vier Figuren schildert, wie sie der Reihe nach zueinander finden. Im zweiten Teil ist er dann aktiv an der Handlung beteiligt. Wir treffen auf skrupellose Zahnärzt*innen, Meteoritenfreunde e.V., zwei Kryptoenzyklopädistinnen beim BMIr (Bundesministerium für Irreales), einen verzweifelten Käfer und vieles, vieles mehr.
Ich hatte einmal mehr meine helle Freude beim Lesen und freue mich jetzt schon auf das, was der Autor als nächstes aus seinem Ärmel schütteln wird.