Halbfas kleine Gebetsschule hat bereits ein paar Jahrzehnte (!) auf dem Buckel - und ist noch immer aktuell und lesenswert - inzwischen wohl zu einem ‘zeitlosen Klassiker’ geworden.
Das erste Mal gelesen hatte ich den Titel, als er in den 80ern neu auf dem Markt war - auch wenn ich jetzt nicht mehr dieselben Fragen habe wie der Schüler in den Gesprächen, so sind die Antworten des Lehrers noch immer relevant - bleiben auf dem Hintergrund der vielen Erfahrungen, die man damit reflektieren kann, stets aktuell. Ein Gespräch, das also nie abgeschlossen ist!
Zum Inhalt: wie schon angetönt, handelt es sich um ein Gespräch zwischen einem nicht weiter benannten Lehrer und dessen Schüler, der nach dem Gebet fragt. Aufgebaut ist die Schrift in drei Teile mit je drei Unterteilen:
Es mag verwundern, dass das, wonach der Schüler sucht, erst am Schluss beantwortet wird. Zunächst führt ihn der Lehrer in die eigene Tiefen. Die Fragen illustriert er oft mit Geschichten. Vom ICH geht er zu GOTT, zu dem was er nicht ist, wo er nicht zu finden ist - hier legt er ein paar Bilder zur eigenen Reflexion vor - hat der Lehrer Antworten parat, dann diese nur als eine der möglichen Möglichkeiten. Der Schüler muss seine je eigene finden und im Leben erproben.
Letztendlich landet das Gespräch beim Gebet und seinen verschiedenen Formen - dort bewahrheitet sich die These, dass Gebet immer ‘verantwortetes Leben’ ist.
Halbfas geht es weder um wohlgeformte Worte noch um Frömmigkeit. Was der Mensch ‘betet’, muss er mit dem Leben einlösen. Genauso geht es ihm mit ‘Gott’ - er kann nicht ‘gedacht’ werden - und ‘einen Gott, den es gibt, gibt es nicht’.
Halbfas Ansichten sind oft quer gedacht - und darin herausfordernd - aber immer auch befreiend.
Ja, man sollte den Sprung in den Brunnen wagen - wozu ja der Titel einlädt!