Mit dem Buch „Eine Fingerkuppe Freiheit“ hat der deutsche Autor und Musiker Thomas Zwerina ein aussergewöhnliches Porträt über einen Menschen geschaffen der eine bahnbrechende Erfindung für seinesgleichen ins Leben gerufen hat. Louis Braille, ein kleiner 7-jähriger Junge aus dem 19. Jahrhundert, wächst in einem behütenden Elternhaus in Coupvray östlich von Paris auf. Er ist blind, doch nichtsdestotrotz ist er ein sehr aufgeweckter, aufmerksamer und intelligenter Junge mit aussergewöhnlichen Begabungen. Dank wohlwollender Menschen in seiner Umgebung wird Louis gefördert, er besucht die Dorfschule und schafft es ins Internat für Blinde in Paris aufgenommen zu werden. Er besitzt für sein Alter eine beispiellose Ausdauer fürs Lernen, aussergewöhnlich ist auch sein absolutes Gehör für Musik, das ihn schon bald zu einem begabten Cellist und Organist werden lässt. Ständig auf der Suche nach Herausforderungen, möchte er die Blindenschrift verändern. Den so wie es jetzt im Internat mit der erhabenen oder geprägten Buchstabensysteme gelehrt wird, ist nicht nur für Louis Braille sondern auch für alle anderen Schüler blindenunfreundlich. Da kommt ihm die Erfindung einer Schrift von Charles Barbier de la Serre, ursprünglich als Geheimschrift für das Militär erfunden, gerade recht. Thomas Zwerinas Buch ist eine Darstellung des Lebens von Louis Braille, dessen sonderbare Geschichte durch Zwerinas einfühlsamen Stil lebendig wird. Es ist schnell deutlich wie begnadet, vielschichtig und sprachbegeistert der Autor sich hier spiegelt. Der Schreibstil ist poetisch, anspruchsvoll, für gewisse Leserschaft evtl. auch zu langatmig. Dennoch wunderschön und voller Farben.