Thomas Zwerinas historischer Roman über Louis Braille und wie er die Braille-Schrift erfand war zwar von den Fakten her faszinierend, jedoch bin ich immer wieder über die Sprache gestolpert.
Als allwissender Erzähler schildert Zwerina, wie Braille, geboren 1809, im Alter von fünf Jahren voll erblindete, wie sich der Geistliche seines Heimatortes Coupvray für seinen Schulbesuch einsetzte, wie der anfänglich zögernde Dorfschullehrer sich wiederum für den Wechsel Louis’ ans Institut National des Jeunes Aveugles in Paris stark machte, wie Louis dort auf die Blindenschrift von Charles Barbier traf und aus dieser die uns noch heute bekannte Braille-Schrift entwickelte. Zwerina fasst Brailles 43 Jahre umfassendes Leben auf knapp 200 Seiten zusammen, wechselt dabei gern die Perspektiven und springt in den Zeiten stets leicht vor und zurück. Louis’ eigene Perspektive kommt dabei kaum vor, stattdessen betrachten wir ihn meist durch die Augen seiner Umwelt. Es ist nicht immer ganz leicht, Zwerina zu folgen, ausserdem kommt es gelegentlich zu Wiederholungen. Er schildert gern, statt die Tatsachen für sich sprechen zu lassen. Gestolpert bin ich des Öfteren über, meines Empfindens nach, nicht ganz stimmige Ausdrücke («Ihre Augen leuchteten gläsern vor Rührung.» oder «Dufau stiess einen triumphalen Seufzer aus.»).
Mich haben die Perspektiven und die Sprache nicht überzeugen können, aber ich bin dankbar für den Einblick in diesen mir bisher nicht so bekannten Aspekt der Geschichte.