Zora del Buonos neuestes Werk ist thematisch und von der Form her enorm vielseitig und hat mich begeistert.
Erneut setzt sie sich mit ihrer Familiengeschichte auseinander. Entsprechend baut sie an der ein oder anderen Stelle Momente ein, die uns aus «Die Marschallin» wunderbar vertraut vorkommen. Aber diesmal geht es in erster Linie um ihren jung bei einem Autounfall verstorbenen Vater. 60 Jahre ist er nun tot und die Autorin nähert sich ihm und vor allem dem Unfall selbst erstmals an. Sie fragt sich, wie es dem Unfallverursacher wohl ergangen sein mag? Wie lebt es sich mit dieser Schuld? Sie recherchiert den Prozess, versucht Menschen ausfindig zu machen, schaut aber auch auf Verkehrsstatistiken, schlägt Wortbedeutungen und deren Herkunft nach, erzählt von der Demenz ihrer Mutter, vertieft sich in Schweizer Geschichte (Anna Göldin bspw.), die queere Community Berlins Ende der 80er, Anfang der 90er-Jahre und so vieles mehr. Es ist ein unheimlich persönliches Buch geworden und ich finde herausragend, wie del Buono die scheinbar unzusammenhängenden Gedanken zu einer fesselnden Erzählung strukturiert und aufbaut. Fazit: Grandios!