Obwohl Katharina Johannsen auf Sylt aufgewachsen ist und ihre Schwester Inken auf der Insel eine Segelschule betreibt, ist sie lange nicht mehr dort gewesen. Sie lebt und arbeitet nun in Bremen und begleitet Autoren in ihren Recherchen.
Ihr neuer Kunde, der Bestseller-Schriftsteller Bastian de Jongs, schickt sie ausgerechnet auf Sylt, um für seinen neuen Roman Informationen zu Sylter Schifffahrern zu sammeln. Jetzt hofft Katharina, dass sie auf der Insel nicht ihrer alten Jugendliebe Hannes über den Weg läuft. Diesen hat sie seit 20 Jahren nicht mehr gesehen und so soll es auch bleiben.
“Wind aus West mit starken Böen” ist ein richtiges Urlaubsbuch. Es liest sich locker und flüssig. Es kann bedenkenlos eine Weile zur Seite gelegt werden und man ist trotzdem sofort wieder mitten in der Handlung. Diese ist weder kompliziert noch verschachtelt aufgebaut. Ein Erzählstrang, ohne Zeit- und nur mit wenigen Perspektivwechseln, verzeihen auch mal unkonzentriertes Lesen. Dazu kommt, dass alles doch recht vorhersehbar ist. So wird zum Beispiel Katharinas Freund von Beginn weg so beschrieben, dass man ab Seite 10 weiss, wie die ganze Sache enden wird.
Ja, Katharina hat Chancen bei den Männern. Da ist erst mal ihr langjähriger und etwas langweiliger Freund Jens. Dann der smarte Autor Bastian de Jongs, auf den die Frauen unerklärlicherweise nur so fliegen. Und schlussendlich Hannes aus ihrer Vergangenheit, der nun wieder auftaucht und Katharina zurückmöchte. Sie hat die Wahl und für wen sie sich entscheidet, ist vorhersehbar. Katharina möchte ich nicht unbedingt in meinem Umfeld haben, denn meiner Meinung ist sie öfters mal an der Grenze zur Unverschämtheit. Sie ist strukturiert, hat rechthaberische Züge und sieht auch schon mal auf Menschen, die weder schlank noch attraktiv oder erfolgreich sind, herab. Da fand ich ihre etwas verpeilte Schwester Inken sehr viel sympathischer. Bei ihr habe ich nicht verstanden, weshalb sie sich von der älteren Generation in ihrem Umfeld nicht nur in ihre Beziehung, sondern sich auch noch gängeln lässt. Denn schliesslich ist sie Ende 30, lässt sich jedoch wie ein Kind herumkommandieren. Diese Charakterisierungen bieten viel Stoff, um sich zu ärgern, nerven oder aber milde zu belächeln.
Rund um die Schwestern Inken und Katharina hat Dora Heldt jede Menge Figuren eingebaut. Diese sind durchwegs gängig charakterisiert, sodass es nie Verwechslungen oder Ueberlegungen à la “wer war denn das schon wieder?” gibt.
Ein Buch, das man am besten im Liegestuhl liest, dabei kann man nebenher dem Meer lauschen oder einen Drink schlürfen.