Packend dieses Tagebuch! Man staunt zu Beginn, was da alles an Tieren, Gerätschaften, Lebensmitteln etc. auf die Terra Nova gepackt wird - und wie die Reise schon von Beginn an nicht grad unter einem guten Stern zu stehen scheint - denn die Unbilden nehmen schnell ihren Anfang. Beinahe wäre das Schiff buchstäblich mit ‘Maus und Mann’ ersoffen.
Dann auch die Expedition selber - das Wetter ist oft miserabel, der Untergrund mühsam zu begehen, die Tiere nicht wirklich geeignet (Scott setzte auf Ponys) und auch den Motorschlitten behagt die Eiseskälte nicht.
Interessant die Beschreibungen der Tiere, der Landschaft - aber auch die Deutungen der Männer - und welche Innovationen sie umsetzen! - etwa ein ‘Speckofen’, der mit Tran heizt oder eine Telefonleitung über 27 km bis zur andern Station.
…dann die erschreckende Nachricht, dass Amundsen sich ebenfalls auf den Weg gemacht hat, den Südpol zu erreichen - ein Wettlauf beginnt, der nur einer gewinnen kann - doch nicht alle Faktoren sind zu beeinflussen.
Scott beschreibt detailreich und punktgenau, nimmt auch Bezug auf die Psychologie, verschweigt nicht Fehlentscheidungen und die vielen Tief- und Rückschläge.
Letztendlich erreichen sie den Südpol - und man spürt den ganzen Frust, der sich Raum bricht, nicht die ersten gewesen zu sein… all die Strapazen fürs Verlieren… dann das Unbehagen vor dem Rückmarsch - und der wird tatsächlich zur Katastrophe - Unwetter, Schlechtwetter, Frostbeulen, Unfälle… man bangt von Depot zu Depot, wird mit Scott zwischen Zuversicht und Verzweiflung hin und her geworfen… und hat letztendlich grossen Respekt davor, dass sie sich entscheiden, dem Tod nicht nur ins Auge zu schauen, sondern ihn anzunehmen - eines natürlichen Todes sterben zu wollen - obwohl sie es anders könnten.
Dass Scott noch eigenhändig in der Widmung ‘Frau’ durch ‘Witwe’ ersetzt, berührt ebenso, wie das Schreiben etlicher Briefe an Freunde und Hinterbliebene.
Eine ausgezeichnete Lektüre - die ich ALLEN wärmstens empfehle!