Unser Tag ist heute” von Virginie Grimaldi erzählt die berührende Geschichte dreier Menschen und ihrer ungewöhnlichen Freundschaft. Die 74-jährige Jeanne verlor vor kurzem ihren Mann, den sie sehr liebte. Einsam und mit plötzlichen Geldsorgen konfrontiert, entschließt sie sich, in ihrer Wohnung Untermieter aufzunehmen. Ihre Wahl fällt dabei auf den jungen Théo und die alleinstehende Iris. Beide sind sehr dankbar, bei Jeanne eine Bleibe gefunden zu haben. Doch das löst nur eines ihrer vielen Probleme.
Die Kurzbeschreibung von “Unser Tag ist heute” erinnert mich sehr an den Roman “Zusammen ist man weniger allein” von Anna Gavalda, der ja auch von einer zusammengewürfelten Pariser Wohngemeinschaft handelt. Doch trotz der ähnlichen Thematik erschafft Virginie Grimaldi hier eine ganz eigene, bewegende Geschichte, die zwar in einigen Szenen stark ins Kitschige abzudriften droht, aber doch einfach schön zu lesen ist. Und etwas fürs Herz ist manchmal genau das Richtige.
Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Jeanne, Théo und Iris geschrieben und allesamt recht kurz. Kombiniert mit dem einfühlsamen und zugleich federleichten Schreibstil der Autorin und dem feinen Humor, den sie in die Geschichte einfließen lässt, wurde das Leseerlebnis zu einem kurzweiligen Vergnügen.
Trotz aller Leichtigkeit verleiht Grimaldi den Szenen, in denen es um die Sorgen und Probleme der ProtagonistInnen geht, den nötigen Ernst. Die Trauer von Jeanne wird ergreifend beschrieben und die Einsamkeit und Verletzlichkeit des Heimkindes Théo gut herausgearbeitet. Und auch die komplexe Gefühlswelt von Iris, die vor kurzem aus einer missbräuchlichen Beziehung entkam und ein weiteres Geheimnis in sich trägt, wird glaubhaft geschildert.
“Found Family” - wenn also fremde Menschen durch verschiedenste Umstände zu einer neuen Familie werden, ist eines meiner Lieblingsthemen in Romanen. Und in “Unser Tag ist heute” wurde dieses Thema auf einfühlsame und berührende Weise umgesetzt.