«Sex & Rage» habe ich dem Titel gemäss erwartet, aber nun bin ich bei der Hälfte angelangt und suche beides noch immer in Eve Babitz’ bereits 1979 erschienenem Roman. Drogen kommen jedoch zuhauf vor. Jacaranda, Babitz’ Protagonistin, lernen wir bereits von Kindesbeinen an kennen, wobei ihre Kindheit in L.A. in groben Zügen zusammengefasst wird. Sie wirkt wie ein Freigeist, verbringt den Grossteil ihrer Jugend surfend am Meer und verdient ihren Lebensunterhalt zunächst mit dem Bemalen von Surfbrettern. Wendungen erfährt ihr Leben bis Ende 20 vor allem aufgrund der Männer, die sie kennenlernt, für die sie vom Meer in die Stadt zieht, derentwegen ihr die Malerei verleidet, für die sie – scheinbar glücklich – Schmuck und Publikum ist. An einer Stelle wird gesagt, dass Frauen wie Jacaranda zur damaligen Zeit und in jener Gesellschaft selten älter als 28 Jahre wurden. Jacaranda verfällt vielleicht nicht den übrigen Drogen, die sie munter mit konsumiert, wird jedoch Alkoholikerin.
Wir begleiten sie aus grosser Distanz. Die allwissende Erzählerin schildert die Ereignisse im Rückblick, stark zusammengerafft und aus eingeschränkter Perspektive. Jacaranda scheint sich dabei nur treiben zu lassen und ihre Geschichte nicht selbst zu erzählen (was möglicherweise den Alkoholnebel verdeutlichen soll, in dem sie lebt). Neben den Männern ist der Zufall entscheidende Kraft in ihrem Leben. Mir ist es dabei unmöglich nachzuvollziehen, warum beispielsweise eine Literaturagentin auf die Zusammenarbeit mit ihr drängt.
Mir persönlich ist der Roman zu deprimierend, die Figur zu passiv, das beschriebene Leben ideell und zeitlich zu weit entfernt von der mir bekannten Realität – und es interessiert mich auch schlicht nicht, sonst wäre ich vermutlich nicht fast eingeschlafen dabei. Möglicherweise würde es sich lohnen, am Ball zu bleiben, den Roman zu Ende zu lesen und die Versprechungen des Klappentexts darin wiederzufinden. Aber ich mag mich dazu nicht durchringen – zumindest jetzt nicht.
Übersetzt von Hanna Hesse.