Es war das Cover, das mich ansprach. Diese Stille… Ruhe… und doch wirkt es irgendwie so rau und geheimnisvoll. Im Buch der Autorin Roisin Maguire segelt man nach Ballybrady, ein malerisches kleines Dorf an der Küste Irlands, taucht ab und begegnet dann Grace. Grace ist eine eindrucksvolle, derbe, ältere, grossgewachsene Frau. Sie ist rau wie die See und die Landschaft, hat einen räudigen Köter mit dem sie gerne zusammen und viel unterwegs ist, geht ihren Hobbys nach und betreibt sogar einen Online-Shop. Sie hat eine Vergangenheit über das sie nicht spricht und man spürt das ihre Person durch dieses Geschehnis geformt wurde, deswegen sie im Dorf auch als eine eigenwillige Person betitelt wird. Doch auch wenn sie schroff und kantig daherkommt, ist Grace ein herzensguter Mensch. Den Lebensunterhalt verdient sie sich mit der Vermietung ihres Ferienhauses am Strand und der nächste Mieter bringt einiges mit sich: Evan, den Grace in Gedanken als Stadtmensch oder Stadttrottel bezeichnet, nimmt sich nach einem schweren Schicksal, und auf Grund dessen seine Ehe kriselt und die Mutter seiner Kinder ihn nicht mehr erträgt, für eine Woche eine Auszeit und fährt an die Küste. So mal der Plan von Evan, doch die Pandemie und der ausgerufene Lockdown verlängern jedoch seinen Aufenthalt. Die ersten Tagen schläft er nur, liegt faul auf der Couch in diesem düsteren kleinen Steinhaus herum das erdig riecht und das fast kein WLAN-Empfang besitzt, hört dem Meer draussen zu und wartet sehnlichst auf eine Mail-Antwort von seiner Frau Lorna. Als sie sich doch noch äussert ist Evan komplett überfordert. Seine Gedanken die ihn nun ins negative als ins positive lenken, treiben ihn immer mehr in den Abgrund und als noch sein 8-jähriger tauber Sohn Luca zu ihm kommt wird es nicht einfacher. Diese wundervolle Geschichte von der nordirischen Autorin Roisin Maguire hat einen Erzählstil das leicht, schnörkellos und direkt ist. Die Szenen sind wundervoll gezeichnet, schaffen Bilder und lässt uns Leser abtauchen. Ich fühlte mich stets in einer wunderschönen Atmosphäre gehüllt. Ebenfalls lässt die Autorin einem das Meer schmecken und den Tang riechen, man spürt die Kälte des Wassers, die Wärme der Liebe und die raue Natur samt ihren Eigenschaften. Die Figur Grace ist einfach zauberhaft, raubeinig und schert sich nicht um Konventionen, was mir sehr gut gefallen hat. Auch das Setting mit dem Beginn vom Lockdown ist Roisin Maguire sehr gut gelungen, denn es ist nicht zu dick aufgetragen und die eigentliche Geschichte samt ihren Charakteren, die genau so anders und l(i)ebhaft sind, bleiben im Vordergrund. In jeder der 352 Seiten spürt man wie kraftvoll Tiefe in einem Buch sein kann. Ich habs geliebt diesen Roman zu lesen in dem es um Herausforderung, Freundschaft, Familie, Trauer und Vertrauen geht und ich hoffe auf mehr solche klugen Erzählungen.