Alina Bronskys «Schalltplattensommer» habe ich an einem Tag verschlungen. Sie beschwört, wie der Titel schon anklingt, Sommergefühle damit herauf, aber wie so oft sind ihre Figuren nicht so unbeschwert, wie bei einem Sommerroman möglicherweise zu erwarten wäre. Unsere jugendlichen Hauptfiguren müssen sich mit komplizierten, bedrückenden Familiengefügen, um die lange Zeit ein Geheimnis gemacht wird, und ebenso komplizierten Beziehungsgeflechten in der Gegenwart auseinandersetzen. Es ist diese Kombination aus vermeintlicher äusserer Leichtigkeit und thematischer Schwere, die Bronskys Romane auszeichnet.
Protagonistin ist die 16-jährige Maserati, die mit ihrer zunehmend dementen Oma eine Gastwirtschaft irgendwo in Ostdeutschland auf dem Land betreibt. Als die Villa im Ort von wohlhabenden Städtern gekauft wird und diese mit zwei Söhnen in Maseratis Alter einzieht, ist es nicht nur mit der Ruhe im Dorf vorbei.
Es geht gar nicht so sehr um grosse Themen in «Schallplattensommer», sondern mehr um das Alltägliche, das um erste romantische Irrungen und Wirrungen erweitert wird. Mit dem Alltäglichen können wir uns auch am ehesten identifizieren. Ich mag, dass Bronsky hinter die Fassaden ihrer Figuren schaut und vermeintlich Perfektes entlarvt, auch wenn durchaus das ein oder andere Problem weniger hätte sein dürfen.