Wer sich eine seichte, entspannte Abendlektüre vor dem Schlafengehen sucht, soll bitte schnell weiterscrollen.
Im Gegenteil, der Erstlingsroman der Schweizer Autorin Corinne Ammann regt an zum Nachdenken an. Stilistisch lässt das Buch nichts zu wünschen übrig. Die Sprachgewalt – teilweise mit schweizerdeutschen Passagen – wird in der Fantasie zu einer Geschichte, in der es um die schlichte Existenz geht.
«Was gibt es als nächstes zu essen?» oder «Kann mein Mann endlich eine Arbeit finden?“, diese Gedanken treiben Trudi, eine starke Frauenfigur, in dieser Geschichte an. Trudi und Res Buhme, eine Familie, die notgedrungen ihre Heimat verlassen mussten, konnten Zuflucht finden in der Fremde. Eine Stadt im Aargau. Trudi und Res sind auf das Wohlwollen von anderen Menschen angewiesen.
Der Leser leidet mit den Protagonisten mit. Die Parallelen sind in unserer Überflussgesellschaft zunächst schwer zu finden. Vor mehr als 80 Jahren spielte dieser Roman, trotzdem sind einige Verhaltensweisen von Einheimischen gegenüber Migranten – oder «fremde Fötzu» - wie die -Autorin beschreibt, auch heute noch aktuell. Heute gibt es weniger Stammtischgespräche, dafür umso mehr fremdenfeindliche Kommentare in den Sozialen Medien. Die Heftigkeit ist weniger offensichtlich, aber trotzdem noch da. Der europaweite politische Rechts-Rutsch trägt zum derzeitigen Klima ein.
Lest das Buch! Schenkt es weiter! Vor allem redet über dieses Thema.