Den Roman muss ich leider gerade abbrechen. Die Ich-Erzählerin des Romans möchte unbedingt Schriftstellerin werden und beschliesst, einen Roman über sieben Schwestern zu verfassen, die auf sich allein gestellt auf einem abgelegenen Hof leben und über die allerlei Gerüchte kursieren. Ich kam mir bei der bisherigen Lektüre vor wie eine Voyeurin. Denn die Ich-Erzählerin blickt anfangs durch ihre Kamera auf die Schwestern, die ihr wie Kuriositäten erscheinen. Später nimmt sie sich zurück, lässt uns eintauchen in das Leben der jungen Frauen, jedoch wissen wir, dass ihre Schilderungen auf Hörensagen beruhen. Sie legt den Frauen Wörter und Gesten in den Mund, lässt sie grob, verwildert, vulgär daherkommen, beschreibt das vor Dreck strotzende Haus, den verwahrlosten Hof, die physische und psychische Gewalt, die sie erlebten und erleben, und die sexuellen Fantasien, die auf sie übertragen werden.
Womöglich würde es sich lohnen, weiter zu lesen, weil Anneli Jordahl uns damit Missstände aufzeigt. Wie oft wir bspw. wegschauen, wenn Kinder misshandelt werden. Wie schnell wir urteilen über Menschen, die anders leben als «die Norm». Aber im Moment raubt mir diese düstere Geschichte zu viel Energie.