Ist ja nicht immer so einfach, Folgeromane von Autor*innen zu lesen, wenn ein früheres Werk wahre Begeisterungsstürme beim Lesen ausgelöst hat.
So geht es mir seit «Bullet Train» mit den Werken Kotaro Isakas. Auch über das Erscheinen von «Der Profi» habe ich mich wie ein kleines Kind gefreut, vergleiche die Geschichte aber unweigerlich schon bei der Lektüre mit «Bullet Train» und muss erneut feststellen, dass sie da nicht herankommt. Aber von vorne:
Kabuto ist ein knallharter Auftragskiller – und daheim Familienvater und Pantoffelheld. Während ihn bei der Arbeit nichts erschüttern kann, sorgt allein der Gedanke an seine Frau regelmässig für Schweissausbrüche. Weil sich seine berufliche Tätigkeit immer schlechter mit seinem Gewissen vereinbaren lässt, plant er den Ausstieg. Für seinen Boss ist das jedoch inakzeptabel, was für gewöhnlich einem Todesurteil gleichkommt. Ob Kabuto seinen Kopf rechtzeitig aus der Schlinge ziehen kann?
Isaka schreibt als Ich-Erzähler mehrheitlich aus Sicht Kabutos, im zweiten Teil zudem im Wechsel aus der Perspektive seines Sohnes, Katsumi. Wie viel Zeit in der ersten Hälfte der Geschichte vergeht, ist schwer zu sagen und nur an Katsumi festzumachen, ich vermute auf mehrere Jahre. Nach etwas mehr als der Hälfte kommt es zu einer Wendung, die mich ehrlich gesagt schockiert hat (ein Pluspunkt) und dann springen wir für den zweiten Teil zehn Jahre nach vorn.
Gelacht habe ich oft über die häuslichen Beschreibungen und Kabutos Bemühen, seine Frau ja nicht zu verärgern. Gefreut habe ich mich über die Verweise zu «Bullet Train» und «Suzukis Rache» und die Figuren, die aus beiden Büchern hier auftauchen bzw. die Kabuto bekannt sind. Ebenfalls gefallen hat mir das japanische Setting. Was mir jedoch fehlte, war die Spannung. Es kommen Kampfszenen vor, jedoch eher wenige und zu wenig bedrohlich, um für atemlose Spannung zu sorgen. Der zweite Teil liefert noch etwas Rätselspannung, aber nicht überbordend viel.
«Der Profi» hat mich unterhalten, aber nicht vom Hocker gehauen und ich empfinde ihn mehr als Roman, denn als Krimi oder Thriller. Nur, dass eben der ein oder andere Mensch dabei stirbt.