Um 1900 schafften viele Juden in Wien einen erstaunlichen Aufstieg. Als Selfmademen und -women befreiten sie sich aus der Armut. Über einen von ihnen hat die deutsche Autorin Shelly Kupferberg ein Buch geschrieben: ihren Urgroßonkel Isidor, oder Innozenz oder Ignaz, aber Isidor hieß ursprünglich Israel und dieser Name war verräterisch. Isidor kommt aus der jüdischen Ultraorthodoxie, aus dem Osten Galiziens, einem kleinen Schtetl bei Lemberg. Auch fast alle seine Geschwister legen ihren jüdisch klingenden Namen beim Weggang in die Stadt Wien ab. In Wien ist Isidor eine wichtige Persönlichkeit, nicht nur innerhalb der Familie Grab-Geller. Er hat sich aus ärmlichsten Verhältnissen hochgearbeitet. Im K&K-Reich der Habsburger bringt er es zum Kommerzialrat. Er ist vermögend und ein bekannter juristischer und ökonomischer Berater. Er lebt in einer riesigen Wiener Palais und besitzt viele Wertgegenstände, nebenbei auch Kunst. Bis 1938 dann in Isidors Leben ein Bruch statt findet und Österreich nun Ostmark heisst. Ich empfinde diese tolle Buch eher als ein Stück Zeitgeschichte, ein historisches Zeugnis der vergangenen Zeit eines jüdischen Lebens, als einen Roman. Shelley Kupferberg erzählt die Geschichte ihres Urgrossonkels ganz unaufgeregt und das schöne ist auch das die Menschen um Isidor ebenfalls Platz im Buch finden. Ein schönes Portrait und eine Hommage an die Stadt Wien.