Das Cover lässt ein stilles, sanftes Buch vermuten. Eine gewisse Stille trifft zu, allerdings ist es in der Tiefe aufwühlend, teils zärtlich, teils rau.
Die beiden Frauen lernen sich durch Zufall kennen. Die junge Sally, noch Teenager, Liss in den Vierzigern. Auf dem Hof von Liss spielt sich das Meiste ab. Da erfährt Sally wohl erstmals in ihrem Leben, dass sie in Ruhe gelassen wird, ohne dass ihr das als Gleichgültigkeit vorkommt. Was es für Liss bedeutet, muss man mit der Zeit zwischen den Zeilen lesen. Jedenfalls ist die Gegenwart je der anderen wichtig, die Interaktionen, mögen sie noch so spärlich sein weisen den Weg für den Fortgang der Geschichte.
So nach und werden Verletzungen aufgedeckt. Stärken und Schwächen kommen ans Licht. Liss blickt zurück und setzt sich mit ihrer Vergangenheit auseinander, mit dem, was falsch gelaufen ist, den Fehlern, die sie gemacht hat und den Konsequenzen, die diese hatten.
Mich hat es sehr beeindruckt, wie der Autor die Geschichte webt und wie er die Möglichkeit findet, dass Liss aus den eigenen Erfahrungen etwas an Sally weitergeben kann und sich dieser ein Weg zeigt, vernünftig und doch mit Selbstfürsorge zu agieren.
Die Sprache hat mit sehr gut gefallen. Ein ruhiger, klarer Erzählstil, der auch in der direkten Sprache den jeweiligen Akteuren gerecht wird.
Dadurch, dass du den Garten nie betrittst, dass du alles einfach hast wachsen lassen, alles in Ruhe gelassen hast, ist das ein Zaubergarten geworden!" … “Du musst ihn die zurückholen!” füge sie noch an, weil Liss keine Regung zeigte. “Jetzt gehört er dir!”. ……. Liss’ Gesichtszüge entspannten sich, und Sally konnte sehen, dass in ihren Mundwinkeln ein Lächeln zeigte. “So habe ich … ich das noch nie so gesehen”, sagte sie nachdenklich.