Der Plot ist schnell erzählt. June Hayward ist mit der erfolgreichen Schriftstellerin Athena Liu befreundet. Sie selbst ist nicht so erfolgreich und schaut mit Neid auf die Aufmerksamkeit, die Athena in der Branche entgegengebracht wird. Als Athena durch einen Unfall stirbt, wagt June das Ungeheuerliche: Sie nimmt ein unveröffentlichtes Manuskript ihrer Freundin und formt dieses zu einem Roman. Der schließlich ihr Durchbruch wird. Ab diesem Moment ist June ihrem Gewissen sowie auch kritischen Stimmen in den sozialen Medien ausgesetzt.
Spannend ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Plagiat und auch dem der kulturellen Aneignung. Die Grenzen sind fließend, denn auch June hat sehr viel Arbeit in das Buch investiert, hat es durch ihr Zutun überhaupt erst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Lediglich bei der Angabe des Involvements Athenas hat sie sich und den Rest der Welt an der Nase herumgeführt.
Interessant ist die kritische Auseinandersetzung mit der sogenannten kulturellen Aneignung. Darf eine Weiße über einen Abschnitt der chinesischen Geschichte schreiben?
Dritter Aspekt ist das reisserische Meer der sozialen Medien. Vernichtend und verführerisch zugleich. Junes Erleben, ihre Sucht und der selbstzerstörerische Drang, immer wieder online zu gehen, haben eine erschreckende Aktualität.
Nun, warum nicht volle Punktzahl? Sprachlich ist das Buch gut umgesetzt. Die Protagonistin ist nicht immer sympathisch und wirkt dadurch gut ausgearbeitet.
Trotz aller berechtigten kritischen Aspekte habe ich noch das erste Buch der Autorin vor Augen. Und da fällt Yellowface etwas ab. Es hat so ein bisschen den Beigeschmack von “mir ist nichts anderes eingefallen, also schreibe ich über das Schreiben”. 3.5 Punkte