Einleitung: Christine Brand ist meine Lieblingsautorin im Bereich Kriminalromane, und ich habe bereits alle ihre Bücher verschlungen. Das Cover dieses Romans passt zu einem Krimi, der sich mit der Aufklärung eines Falles beschäftigt.
Inhalt: In “Fall Anna” widmet sich Brand dem Verschwinden von Mutter und Vater aus einem spezifischen Blickwinkel heraus. Dario, der seit seinem fünften Lebensjahr seine Mutter Anna vermisst, erhält jährlich an seinem Geburtstag eine Glückwunschkarte von ihr immer mit demselben Text: «MAMA LIEBT DICH». Doch er ist nicht der Einzige, dem dieses mysteriöse Phänomen widerfährt.
Malou Löwenberg, eine neue Ermittlerin in den “Brandfällen”, hat ebenfalls ihre leiblichen Eltern nie gekannt und wurde als Baby vor der Tür eines Hauses neben einer Kirche abgelegt. Irrtümlicherweise vermutete man dort den Wohnsitz des Pfarrers. Sie hatte Glück und durfte trotzdem eine geborgene Jugend erleben. Allerdings ist ihr Ziehvater in einem Heim und schwer an Demenz erkrankt. Dadurch ist es für Malou schwierig, mit ihm über ihre Herkunft zu reden.
Die ähnliche Ausgangslage von Dario und Malou verbindet sie, und sie beginnen teilweise getrennt voneinander mit Recherchen zu den mysteriösen Vorfällen. Malou verliert dabei den Fokus auf das tägliche Geschäft. Gleichzeitig versucht sie auch andere Cold Cases zu lösen. Sowohl Dario als auch Malou begeben sich durch ihre Aktivitäten nicht selten in gefährliche Situationen.
Zitate: «Kann man wissen, wer man ist, wenn man nichts darüber weiss, woher man kommt?» «Es gibt zu viele Thesen, zu viele Möglichkeiten, zu viele Fragezeichen und zu wenige gesicherte Tatsachen…»
Persönliche Meinung: Nicht nur die Fälle selbst, sondern auch die Frage, wie man eine vermisste Person suchen würde, regen zum Nachdenken an. Christine Brand verwebt geschickt ähnlich gelagerte Fälle miteinander, was einen Teil des Reizes dieser Geschichte ausmacht. Allerdings ist “Fall Anna” im Vergleich zu früheren Werken der Autorin etwas zu stark detailverliebt und dadurch zu lang geraten. Zu viele Zufälle können die Spannung auch beeinträchtigen, und hier hätte etwas weniger vielleicht mehr sein können. Auch wenn das Ende «bemerkenswert» ausgefallen ist.
Fazit / Empfehlung: Brand präsentiert auch in diesem Buch wieder ihren gewohnt flüssigen Schreibstil, der sich gut für eine mögliche Verfilmung eignen könnte. Obwohl “Fall Anna” in puncto Länge und teilweise konstruierter Spannung etwas enttäuscht, empfehle ich es dennoch. Es lenkt den Blick auf Aspekte, die in unserer hektischen Zeit oft übersehen werden: Vermisstenanzeigen und ihre oft tragischen Hintergründe.