Leigh und Callie sind Schwestern, aufgewachsen unter der Willkür einer psychisch kranken Mutter. Leigh, die Ältere, wird Anwältin, führt ein einigermaßen gefestigtes Leben. Callie jedoch verliert sich an Drogen. Die beiden Geschwister sind trotz ihrer Unterschiedlichkeit untrennbar verbunden – durch ein dunkles, sehr dunkles, 20 Jahre altes Kapitel ihrer beider Vergangenheit. Als Leigh einen mutmaßlichen Vergewaltiger verteidigen soll, bricht auf höchst gefährliche Weise alles auf, was so lange vergessen schien.
Unerwartet anstrengend empfand ich das Lesen dieses Thrillers. So wechseln schon mal die Namen der handelnden Personen. Die Perspektivwechsel sind überraschend eingestreut, sodass man nicht immer sofort weiß, ob man sich in der Vergangenheit oder in der Gegenwart befindet. Der Schreibstil mit oftmals unvollständigen Sätzen wirkt einerseits besonders intensiv, andererseits aber auch den Lesefluss störend. Der Spannungsbogen wechselt extrem, ich empfand ihn über das Buch hinweg wie eine andauernde Berg- und Talfahrt, die erst zum Schluss des Romans zu einem Spannungshöhepunkt führt. Dass die Autorin geradezu hineinkriecht in die beschriebenen Personen und deren feinste Gefühlsregungen zu beschreiben weiß, bewundere ich, aber gleichzeitig wurde es mir mitunter auch zu viel, zu lang, zu detailliert, zu oft wiederholt. Noch nie habe ich so verständlich gelesen, wie Opioide den Körper besetzen und welchen Terror die Rezeptoren im Gehirn veranstalten, wenn sie neues Futter haben möchten. Noch nie habe ich so entsetzlich detailliert und unverblümt brutale Vergewaltigungsszenen gelesen. Gekonnt geschrieben, ja. Aber will ich wirklich so tief in menschlichen Abschaum abtauchen? Mich verlieren in eine Welt, geschaffen von der Autorin, in der es letztlich nur widerwärtig und dreckig zugeht?
Ein gekonnt geschriebener Thriller, der mir allerdings statt erhoffter spannender Unterhaltung nur Ekel und Abscheu bescherte. Deshalb aus meiner Sicht nicht empfehlenswert.